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Miloš Zeman am Mittwoch in der Wiener Hofburg.

Foto: AP / Michael Gruber

Der tschechische Präsident Miloš Zeman hat sich am Donnerstag zum Abschluss seines Wien-Besuchs für seine Kritik am Wiener Ex-Bürgermeister Michael Häupl entschuldigt. In der Botschaft seines Landes hatte er am Dienstag vor dem anwesenden Häupl beklagt, die tschechische Komenský-Schule im dritten Bezirk habe von der Stadt Wien niemals "auch nur einen Schilling" bekommen.

Wie die Schule auf Anfrage des STANDARD am Mittwoch erklärte, entspricht dies nicht den Tatsachen: 2009 erhielt der Komenský-Schulverein von der Stadt Wien eine Million Euro für die Renovierung ihres Gebäudes in der Schützengasse.

"Freund Häupl"

Er entschuldige sich bei seinem "Freund Michael Häupl", ließ Zeman daraufhin am Donnerstag ausrichten. Botschafterin Ivana Červenková habe ihn falsch informiert. Auch Červenková entschuldigte sich, es handle sich jedoch um ein Missverständnis: Sie habe davon gesprochen, dass die Schule keine regelmäßigen Subventionen bekomme – ein Umstand, den der Schulverein am Donnerstag dem STANDARD bestätigte.

Auch Zemans Formulierung vom "Freund" Häupl scheint nicht aus der Luft gegriffen: Das Verhältnis beider Politiker gilt als gut, 2017 hatte der ehemalige Sozialdemokrat dem Wiener Exbürgermeister eine hohe staatliche Auszeichnung verliehen. "In meinen 30 Jahren in der Politik ist das erst meine zweite Entschuldigung", sagte Zeman vor seiner Abreise.

Kritik aus Tschechien

Zuvor hatte Zeman aus Tschechien bereits heftige Kritik geerntet. Politiker sollten "die Beziehungen zu unseren Nachbarn entwickeln und nicht Schulnoten an deren Politiker verteilen", erklärte etwa der sozialdemokratische Außenminister Tomáš Petříček – und bedankte sich bei der Stadt Wien für die Unterstützung der Komenský-Schule. Jiří Pospíšil, Chef der rechtsliberalen Partei Top 09, sprach von einer "internationalen Schande" und kritisierte, dass Zeman "jemand anderem die Schuld an seinen Aussagen gab". (Gerald Schubert, 4.4.2019)