Bei Galerie Steinek ist etwa die diesjährige Biennale-Künstlerin Renate Bertlmann mit "Zärtliche Berührungen" vertreten.

Foto: R. Bertlmann, Courtesy Galerie Steinek

Thomas Stimms monströse Blumenskulpturen kreischen am Vorplatz des Palais Liechtenstein am Alsergrund um Aufmerksamkeit.

Foto: Art Austria

Bling-Bling-Alarm bei der Galerie Artemons Contemporary: "Die Einheit der Zeit" (2016) titelt Rudolf Leiter-Gründbergs an Blattgold reiche Arbeit.

Foto: Rudolf Leitner-Gründberg

Wien – Die kreischbunten Blumenmonster vor dem Gartenpalais des Fürsten Liechtenstein mögen dieser Tage bei unbedarften Flaneuren Verwunderung auslösen. Machen die Teletubbies hier Station?! Keineswegs, vielmehr findet hier (bis 7. April) eine Verkaufschallenge unter dem Titel Art Austria statt.

Die überdimensionalen Blumen von Thomas Stimm pflanzte die Galerie Reinisch Contemporary auf den Vorplatz. Ob sie auch den für Skulpturen im öffentlichen Raum behördlich verordneten Blitzableiter eingebaut haben? Davon konnte Edelbert Köb 2008 im Umfeld des Mumok-Skulpturenprojekts "OUT SITE_01" ein treffliches Liedchen trällern. Egal, Gewitter sind keine prognostiziert, und am Montag wird der temporäre Skulpturenpark am Alsergrund schon wieder abgebaut.

Fußnoten der Moderne

Im Inneren des prunkvollen Palais haben 36 Galerien und Kunsthändler eine Auswahl ihres Warenprogramms an den Kojenwänden verteilt. Querbeet durch die jüngere heimische Kunstgeschichte war das Konzept, mit dem diese Messe 2008 ihr Debüt gab und eine Ergänzung zu anderen Formaten sein wollte.

Einstige Vorgaben zum Entstehungszeitraum der Objekte (1920 bis 1980) sind Geschichte, die Klassische Moderne und Zwischenkriegskunst sind im Vergleich zur nachfolgenden Generation längst zu "Fußnoten" geschrumpft. Dazu gehören aktuell etwa Werke von Wilhelm Jaruska, der an der Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt ehedem Gottfried Helnwein oder Manfred Deix unterrichtete. Der Kunsthändler Roland Widder widmet dem Grafiker eine retrospektiv angelegte Minishow, flankiert von Gemälden des nach Frankreich emigrierten Willy Eisenschitz.

Dominanz der Zeitgenossen

Das umfassendere Sortiment erwartet Besucher und potenzielle Käufer bei zeitgenössischer Kunst, teils Seite an Seite mit Exponaten der Moderne: Fotospezialist Johannes Faber kombiniert etwa eine bekannte Aktstudie (1928) von Rudolf Kopitz mit Arnulf Rainers "Hommage to Man Ray" (2004) und Jeanne Szilits "Electric Madonna I" (2017).

Lisa Kandlhofers Potpourri umfasst wiederum Arbeiten von Tomak, Grear Patterson oder Alina Kunitsyna, deren als "Dunkle Gedanken" bezeichneter Wäscheberg Alltägliches und Transzendentes einander gegenüberstellt.

Krinzinger Projekte präsentieren indes neue Arbeiten Christian Eisenbergers, die Michael Fleischhacker wortreich begleitet: Die Bilder des "Bastlers" assoziiert der Journalist und Moderator mit "spätmittelalterlichen Google-Earth-Varianten" oder Werken von Jackson Pollock.

Vergleichsweise eindeutig fällt hingegen der Busenblitzer bei der Galerie Steinek aus: "Zärtliche Berührungen" (1976/2018) titelt der Lambda-Print (Auflage 10/12) von Renate Bertlmann, die Österreich heuer bei der Biennale in Venedig vertreten wird. (Olga Kronsteiner, 5.4.2019)