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Theresa Mays Partei hat Probleme in den Umfragen.

Foto: REUTERS/Simon Dawson

Der 29. März ist verstrichen und Großbritannien noch immer nicht aus der EU ausgetreten. Stattdessen macht sich Chaos im Parlament im Westminster breit. Wähler geben dafür vor allem den Konservativen unter Theresa May die Schuld, wie eine neue Umfrage von "Politico" und dem Hanbury-Institut nahelegt.

Das britische Wahlsystem macht aussagekräftige Umfragen schwierig: In Großbritannien wird nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt, das heißt, die Mehrheit in einem Wahlkreis bestimmt, welcher Abgeordnete ins Parlament entsendet wird.

Vier Cluster

Deswegen haben die Demoskopen die Umfrage in vier Clustern, bestehend aus umkämpften Wahlkreisen in London, den East Midlands, dem Nordwesten Englands und Schottland, durchgeführt. Die Umfrage gibt also nur ein Stimmungsbild in diesen wichtigen Wahlkreisgruppen wieder.

Das Ergebnis in all diesen Wahlkreisen: Die Befragten sind mit beiden großen Parteien unzufrieden. Sowohl Labour als auch die konservativen Tories werden als "realitätsfremd" und "inkompetent" angesehen. Allerdings haben die Konservativen das Bummerl: Bei den Kernthemen – Brexit, Kriminalität, leistbares Wohnen und Gesundheit – liegen sie hinter den Sozialdemokraten.

Fundamentale Probleme

Auf die – auch landesweit – schlechten Umfragewerte angesprochen, sagte der ehemalige Brexit-Minister David Davis, dem auch Ambitionen auf das Amt des Tory-Chefs nachgesagt werden, der BBC: "Sobald es (Brexit, Anm.) gelöst ist, werden die Tories wieder an die Spitze springen."

David Davis MP

Doch die Probleme der Konservativen sind grundlegender und gehen weit über den Brexit hinaus. Nach dem EU-Austritt wird die steigende Kriminalität als zweitwichtigster Faktor bei der Wahlentscheidung genannt. Obwohl die Konservativen den Ruf der Partei von Recht und Ordnung haben, werden sie in der Frage der Verbrechensbekämpfung in London und dem Nordwesten Englands als weniger kompetent als Labour angesehen. In Schottland und den East Midlands ist der Vorsprung nur marginal.

Bei Gesundheit, Bildung, leistbarem Wohnen, Verkehrspolitik und Klimawandel sehen die Wähler in allen vier Clustern Labour als die bessere Option an. Die Konservativen liegen nur bei "realitätsfremd" und "arbeiten nur für die Reichen" in Führung. Nur 25 Prozent in jedem befragten Wahlkreis bezeichnen die Tories als "verantwortungsvoll".

Jeremy Corbyn noch unbeliebt

Zwar wird auch die Labour-Partei als "inkompetent" angesehen, aber immerhin glauben rund 30 Prozent der Befragten, dass sie sich "für die Ärmsten der Gesellschaft einsetzt".

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Auch unbeliebt: Labour-Chef Jeremy Corbyn.
Foto: Stefan Rousseau/Pool Photo via AP

Einziger Lichtblick für die Konservativen ist Jeremy Corbyn. Denn der Labour-Chef hat nach wie vor schlechtere Umfragewerte als Premierministerin Theresa May. In jedem der Cluster sind die Befragten mit May zufriedener als mit Corbyn, außerdem sehen sie die Premierministerin als verantwortungsvoller als ihren Gegenspieler auf der Oppositionsbank an.

May hat allerdings angekündigt, nach dem Brexit zurücktreten zu wollen. (Stefan Binder, 8.4.2019)