Dem Bundesheer kommen die Wehrpflichtigen, den Blaulichtorganisationen die Zivildiener abhanden – was an den geburtenschwachen Jahrgängen sowie an zunehmenden Beeinträchtigungen der jungen Männer liegt. Deswegen will die für den Zivildienst zuständige Innenstaatssekretärin, ÖVP-Listenzweite im EU-Wahlkampf, die Kriterien lockern, damit die Zahl der Tauglichen wieder steigt.

Auch wenn dieses Ansinnen neu daherkommt, ist das Vorhaben ungefähr so alt, wie die ÖVP Regierungsverantwortung trägt, also mehr als drei Jahrzehnte: Von Robert Lichal (1988) über Günther Platter (2004) bis zu Karoline Edtstadler (2019) wollte man stets lieber an den Eignungsvoraussetzungen fürs Militär herumdoktern, anstatt einmal darüber nachzudenken, wie man den Dienst am Vaterland sowie die Hilfsjobs in der Altenbetreuung, in den Asylheimen und bei den Rettungsdiensten besser honoriert.

Einst hat die heutige Kanzlerpartei die Volksbefragung zur Wehrpflicht vor allem mit ihrer Panikmache gewonnen, wonach ein Wegfall der kostengünstigen Zivildiener das Sozialwesen ins Wanken brächte. Sechs Jahre später meldet sich nicht einmal mehr die Hälfte der tauglichen Stellungspflichtigen für den Wehrersatzdienst. Hoch an der Zeit für die Koalition, auch hier einen neuen Stil an den Tag zu legen – anstatt Asylwerber und Achtzehnjährige in puncto Stundenlohn gegeneinander auszuspielen. (Nina Weißensteiner, 8.4.2019)