Was? Noch nicht davon gehört. Also gegoogelt: Pilea peperomioides. Aha. Schöner Name. Chinesischer Geldbaum, auf Deutsch, auch schön. Eine Pflanze mit fleischigen, kreisrunden Blättern, irgendwo im Netz auch Pfannkuchenpflanze genannt, nicht so schön, überraschenderweise bringt auch eine schnelle, mutwillige Übersetzung ins Österreichische – Palatschinkenpflanze – entsprechende Bilderergebnisse. Laut Wikipedia wird die Pflanze auch Glückstaler, Elefantenohr, Ufopflanze, Missionarspflanze und Bauchnabelpflanze genannt.

Es handelt sich jedenfalls um die neue Trendpflanze. Mit über 100.000 Beiträgen mit dem Hashtag #Pileapeperomioides ist sie nicht nur auf Instagram sehr präsent. Man sieht die aktuelle Nr.-1-Zimmerpflanze plötzlich überall: in Einrichtungsblogs, im Vorzimmer der Freundin und im Vorbeiradeln im Waldviertler Vorgarten. Aber das kann nicht sein: Die Pilea peperomiodides ist Chinesin und Zimmerpflanze, sie hat's gern gleichmäßig warm – um die 15 Grad am liebsten – und idealerweise auch etwas luftfeucht, das wechselhafte heimische Außenklima liegt ihr nicht; die runden, fleischigen Blätter in diesem Vorgarten müssen also was anderes gewesen sein.

Über hunderttausend Beiträge zur aktuellen Trendpflanze Pilea peperomioides finden sich auf Instagram.
Foto: iStock / Serena Williamson

Sah einer Pilea peperomioide aber ähnlich, die überraschenderweise zur selben Pflanzenfamilie wie die Brennnessel gehört. Auch das habe ich gegoogelt. Mir fehlt es, ehrlich gesagt, an Interesse an nichtblühenden Zierpflanzen und Zimmerpflanzen. Ich habe, weil es zum Glück vor meinem Fenster grün genug ist, keinen Bedarf am Zimmergarten. Das erspart die Zucht und Pflege inhäusiger Botanik.

Früher, als ich noch in einer WG ohne Aussicht lebte, hatte ich einen Gummibaum, wegen dem ich irgendwann umziehen musste. Der Baum minimierte mein Zimmer und meinen Lebensraum so lange, bis ich den Raum irgendwann dem Baum überließ und in eine andere Wohnung übersiedelte.

Danach vertrocknete, verfaulte und verhungerte mir eine um die andere Zimmerpflanze, die jeweils gerade im Trend lag: zuerst eine Yucca-Palme, dann zwei Ficus benjamini, zuletzt diese harten, langen Blätter, die in den Kaffeehäusern in den Fenstern verstauben und die ich irrtümlich für eine Agaven-Art hielt, aber: Es ist ein Spargelgewächs namens Bogenhanf und gilt an und für sich als unkaputtbar. An und für sich. Seither halte ich meine Innenräumen florafrei.

Ich beherrsche so einigermaßen Nutzpflanzen mit essbarem Ertrag, die im Freien wachsen, vorzugsweise rankende: Fisolen, Gurken, Erbsen, Paradeiser. Zierbotanik interessiert mich nur, wenn sie selbsttätig aus der Erde schießt, illustre oder pittoreske florale Blütenpracht entfaltet, sich ohne mein Zutun jährlich erneuert und vermehrt. Dekozimmerpflanzen liebe ich nicht.

Man bewegt sich mit dieser inneren Unbepflanztheit allerdings am äußersten entgegengesetzten Ende des Trendspektrums. Denn der Trend geht seit längerem schon dahin, Innenräume von allen Seiten zuwachsen zu lassen, sie in Gewächshäuser zu verwandeln, in reinste Indoor-Dschungel, in denen es grün wuchert, von allen Seiten, in Winkeln, an Wänden und auch von oben.

Heimbegrünung

Ficus, Yucca, Gummibaum, Feigen und nun eben Bauchnabelpflanzen: Das einzige, was man dabei falsch machen kann: Sie in einen Topf irgendwo in einer Ecke der Wohnung zu stellen, wie es meine Oma selig mit Zimmerpflanzen hielt. Wer heutzutage Grün liebt, hat viel davon, und eine schicke Pflanze gilt im Dutzend als noch schicker. In der Masse liegt die grüne Kraft, und dabei machen viele auch vor der Decke nicht halt: Aus den sozialen Medien wuchern hängende Heimgärten heraus, mit zahllose Töpfen, die in unterschiedlichsten Geschirren von der Decke schweben, aus denen es heruntergrünt.

Wobei es sich naturgemäß um die Decken von Altbauwohnungen handelt, weil das Gehänge eine gewisse Raumhöhe verlangt, sonst droht der Buckel. So oder so zwingen Hängepflanzen zu interessanten und nicht selten gefährlichen Bewässerungstechniken.

Ein Grund, der chinesischen Palatschinkenpflanze größere Aufmerksamkeit zu widmen, denn sie verlangt nicht nach derart aufwendiger Pflege: ein attraktiver grüner Appell für die singuläre, alleinstehende Dekopflanze. Grüner Minimalismus quasi. Sie wächst in der Form eines Blumenstraußes und macht sich durch ihre Geometrie hervorragend auf Sideboards und in karg bemöbelten Vorräumen, veredelt mit ihren schönen, langstieligen Blättern schmucklose Wände und Leerstellen in Regalen. Sie ist genügsam und nicht besonders anspruchsvoll.

Sie ist keine Diva, auf deren kurze, kostbare Blüte man monate- und jahrelange lauern muss, denn sie blüht nicht: Sie ist einfach schön grün, und wenn man sie klug von hinten beleuchtet, zeigt sie eine elegante innere Veraderung. Man sollte sie allerdings nicht in die pralle Sonne stellen, das hat sie nicht so gern, sie mag es hell und halbschattig, die Erde mäßig feucht und humusreich. Schon schön eigentlich, die Glückspflanze. Vielleicht sollte man doch noch einen Versuch wagen. (Doris Knecht, RONDO, 25.4.2019)