Die Diebe stahlen die Säcke voller Geldscheine, als diese gerade in den Airbus A320 verladen wurden.

Foto: HO / ALBANIAN POLICE / AFP

Die Räuber kamen in Kampfanzügen und Sturmhauben und rasten mit einem Fahrzeug auf das Rollfeld des internationalen Flughafens der albanischen Hauptstadt Tirana. Sie steuerten auf eine Austrian-Airlines-Maschine zu, in die säckeweise Euroscheine verladen wurden, die mit dem Linienflug nach Wien geschickt werden sollten.

Die bewaffneten Männer zwangen das Personal zu Boden und erbeuteten vermutlich einen Millionenbetrag. Die Gesamtsumme variiert in unterschiedlichen Medienberichten zwischen zwei und zehn Millionen Euro.

Leiche aus Auto geworfen

Bei ihrer Flucht wurden sie von der Polizei verfolgt. Räuber und Beamte lieferten sich einen Schusswechsel, bei dem einer der Täter starb. Seine Komplizen sollen die Leiche aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen haben. Bei dem Getöteten soll es sich um einen verurteilten Kriminellen handeln, der 2013 aus der Haft in Griechenland entkommen ist.

Den Mittätern gelang am Flughafen zunächst die Flucht. Eine großangelegte Suchaktion war die Folge, bei der auch ein Helikopter zum Einsatz kam. Außerdem befragten die Ermittler rund 40 Personen. In der Nacht auf Mittwoch verkündete die Polizei, dass vier Verdächtige verhaftet worden seien.

Opposition nutzt Verbrechen

Der albanische Innenminister Sandër Lleshaj hat am Mittwoch die Verantwortung für den Überfall einem chinesischen Sicherheitsunternehmen zugeschrieben, das im Inneren des Flughafens tätig ist. Die Angestellten hätten die Polizei nicht über den Raub informiert. Am Mittwochabend reagierte die Firma wütend und schob die Verantwortung auf die albanische Polizei. Der Flughafen ist "Teil des Territoriums von Albanien und wird per Gesetz durch die staatliche Polizei beschützt", hieß es in einer Aussendung des Unternehmens.

Oppositionschef Lulzim Basha nutzte das Verbrechen, um die Regierung zu kritisieren. Albanien sei zum Zentrum für internationale Kriminalität geworden, sagte Basha. Die Regierung selbst sei in Korruptionspraktiken involviert.

Transporte keine Seltenheit

Eine der vom Raub betroffenen Banken ist die heimische Raiffeisenbank International (RBI). Über den genauen gestohlenen Betrag könne man aus Sicherheitsgründen keine Auskunft geben, ebenso wenig darüber, wann und wie oft Eurobanknoten per Flieger verschickt werden. Es sei ein Fall für die Versicherung, heißt es bei der Bank.

So viel steht aber fest, dass solche Transporte keine Seltenheit und nicht auf Albanien beschränkt sind. Sie finden immer dann statt, wenn sich an einem Ort zu viele Banknoten in ausländischer Währung sammeln und die lokalen Banken sie dann an Institute verkaufen, die in ebendieser Währung handeln.

Im Fall von Albanien werden regelmäßig große Mengen an Eurobanknoten ins Land gebracht. Das geschieht, indem Albaner, die in EU-Ländern arbeiten, Bargeld nach Hause schicken oder es in ihrem Heimatland in die lokale Währung Lek wechseln lassen. Die Transporte selbst werden schließlich von einem Sicherheitsunternehmen durchgeführt, das von den Instituten beauftragt wird. Die Sicherheitsvorkehrungen sind dabei die gleichen, wie wenn das Geld per Auto transportiert würde, heißt es bei RBI.

AUA legt Transporte auf Eis

AUA-Sprecherin Tanja Gruber betonte, weder für die Fluggäste noch für die Besatzung habe eine Gefahr bestanden. Die meisten hätten wohl nichts von dem Überfall mitbekommen. Die Maschine startete schließlich mit fast dreistündiger Verspätung. In einem ersten Schritt reagierte die Fluglinie: Man werde bis auf weiteres solche Werttransporte aus Tirana nicht mehr übernehmen.

Am Mittwochvormittag gab es bei der AUA ein Meeting, bei dem sich Experten der Fluglinie mit weiteren Maßnahmen auseinandersetzten. Das Ergebnis laut Sprecherin Gruber: Man wolle die Ermittlungen abwarten und dann zusätzliche Schritte überlegen.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Geldtransport auf dem Flughafen Tirana überfallen wurde. Bereits im Februar 2017 konnten Räuber rund 3,2 Millionen Euro erbeuten. Im Juni 2016 wurden 995.000 Euro gestohlen. (Bianca Blei, Adelheid Wölfl, 10.4.2019)