Der Innenminister und, wenn es sein muss, auch der Justizminister sollten endlich anfangen, Nägel mit Köpfen zu machen, die ihre Generalsekretäre dann glaubwürdig in die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger einschlagen können. In der Enge des Mürztales hielt sich das Echo eines heimattreuen Neonazi-Konzertes so lange, dass die Häscher einer krankheitsgeschwächten Staatsanwaltschaft auch nach einem Jahr nicht zu spät kamen, um erbarmungslos zuzuschlagen. Sie beschlagnahmten dabei Mengen an Material, bestens geeignet für ideologische Auseinandersetzungen auf höchstem intellektuellem Niveau, weshalb weitere Zugriffe zunächst erlässlich erschienen. Geistige Landesverteidigung ist schließlich kein Verbrechen.

Gefahr von links

Umso dringender, dass jetzt auch der anderen Seite mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Gibt es doch keine Wortmeldung, in denen sich freiheitliche Funktionäre mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Entschiedenheit von Identitären und anderen Patrioten abgrenzen, ohne dabei zu versäumen, auf die Gefahren hinzuweisen, die dem Land von linksterroristischer Seite drohen. Der Innenminister darf da nicht auf einem Auge blind sein und seinen Vorurteilen gegen Neonazis freien Lauf lassen. Es hieße, den Wissensstand über linke Gefahren, den staatstragende Persönlichkeiten wie Strache, Haimbuchner etc. gar nicht oft und großzügig genug vor der Öffentlichkeit ausbreiten, in sträflicher, ja verantwortungsloser Weise zu ignorieren und das Vaterland damit womöglich seinen schlimmsten Verrätern auszuliefern. Das Gebot der Stunde kann daher nur sein: Bitte endlich eine Razzia gegen Linksextremisten! Die Bevölkerung hat ein Recht darauf zu erfahren, wie viele Messer, Stahlruten, Wurfsterne und Handgranaten sich in deren Schlupfwinkeln stapeln.

Ablenken und Distanzieren

Und es geht nicht nur um das Recht der Bevölkerung. Auch Strache und die völkischen Beobachter in seiner Entourage haben ein Recht darauf, dass ihre Erkenntnisse endlich ernst genommen und razziamäßig überprüft werden. Sie könnten sonst als Lügner und Verleumder dastehen, die mit Hirngespinsten von jenen ablenken wollen, von denen sie sich, wenn es in Kurzens Namen sein muss, jetzt distanzieren.

Ohnehin wird die Trennung der Freiheitlichen von den Identitären ein schmerzhafter Prozess, der in seiner historischen Dimension die Bezeichnung Frexit durchaus verdient. Gewiss, tragisch – kaum hat der selbsternannte Oberidentitäre als Dancing Star des Rechtsextremismus den Gipfel seines Ruhmes erklommen, wenden sich die Abonnenten seiner Darbietungen von ihm ab. Sogar die blaue Historikerkommission will sich nun mit den Identitären befassen, was Ergebnisse weiter verzögern könnte.

Strache hat in Salvini, Orbán und Le Pen andere Freunde gefunden. Er ist gern dabei, wenn es um das Kaputtsanieren der EU geht, und seinem Koalitionspartner ist eh fast alles egal. Der Kanzler, angeblich überzeugter Europäer, hat für sich das Leidensbild der senilen Bettflucht durch jenes der juvenilen Auslandsflucht vorweggenommen und verzieht sich in Weltgegenden, in denen niemand nach seiner Distanz zur FPÖ fragt. (Günter Traxler, 11.4.2019)