Während meiner interimistischen Leitung hat nicht Thomas Drozda mich für eine definitive Berufung ins Gespräch gebracht, das habe ich selbst getan. Und um Ihre tendenziöse und verwirrende Bildwahl und -unterschrift klarzustellen: Ernannt wurde ich von Kulturminister Josef Ostermayer.

Dass Sie meine Direktionszeit künstlerisch unbefriedigend finden, ist völlig legitim, aber es gab vor mir keinen Burgtheaterdirektor, der in so kurzer Amtszeit fast jährlich zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Dass man bestimmte Regiehandschriften in meiner Zeit an der Burg nicht erleben konnte, war eine bewusste Entscheidung. Die Maßgabe eines Spielplans sollte nicht das Trophäensammeln sein: It-Regisseure, It-Trends – das klingt verdächtig nach einem Starsystem, dem der inhaltliche Hintergrund abhandengekommen ist.

Es stimmt, mein Interesse lag weniger in theaterpolitischen Diskussionen denn auf gesellschaftspolitischer Ebene, mit Formaten wie "Carte Blanche" mit Philipp Blom, "Grenzgänger/Grenzdenker" mit Martin Pollack oder "Europa im Diskurs". Dass Sie die Shakespeare-Aufführung Coriolan mit Elisabeth Orth und Cornelius Obonya zu meinen größten Flops zählen, obwohl sie im Feuilleton gefeiert wurde und eine der bestausgelasteten Aufführungen war, ist polemisch: An diesem Haus hat es immer Schauspielerdynastien gegeben, früher fand man das reizvoll. Familienklüngeleien gab es in anderen Direktionen.

Elisabeth Orth und Cornelius Obonya in Coriolan.
FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH

Wie Thomas Bernhard sagt: "Ein neuer Direktor hat immer nur die kürzeste Zeit seinen Reiz."

Karin Bergmann, Direktorin des Burgtheaters in Wien (11.4.2019)