Die Schauspielerin Bibi Andersson starb am Sonntag im Alter von 83 Jahren.

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Bibi Andersson in einer Aufnahme aus dem Jahr 1981.

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Schauspielern unterstellt man häufig, dass sie immer nur von einem großen Solo träumen. Selten aber wurde dieser Wunsch auf so hintersinnige Weise erfüllt wie in Ingmar Bergmans Zweipersonendrama Persona (1966). Hier hat Bibi Andersson ganz allein das Wort, denn ihr Gegenüber Liv Ullmann, in der Rolle einer Schauspielerin, hat sich nach einem Zusammenbruch in Schweigen zurückgezogen. Andersson spielte Alma, eine Krankenschwester, die für zwei sprechen muss – für sich und für die andere Frau. Alma ist jung, sie wird in ein Geschehen hineingezogen, dem sie sich erst allmählich gewachsen zeigen kann.

In dieser Konstellation kann man auch ein Sinnbild für Anderssons Karriere sehen. Sie hat mit Bergman nicht nur entscheidende Filme gedreht, sie war auch seine Partnerin – für eine Weile war sie innerster Teil dieses von ihm gestifteten Existenz- und Kunst- und Frauenzusammenhangs.

Sie kam 1956 mehr oder weniger direkt von der Schauspielschule in Bergmans Ensemble des Theaters von Malmö. Schon 1951 hatte man sie in einem Werbespot sehen können, den Bergman für die Seife Bris hergestellt hatte. In dem Jahr 1957, das kürzlich der Dokumentarfilm Bergman – A Year in a Life in seiner ganzen künstlerischen Zusammenballung von Kreativität und Neurosen hervorgehoben hat, war Bibi Andersson mittendrin: In Wilde Erdbeeren neben Ingrid Thulin, in Das siebente Siegel spielte sie Mia, eine junge Frau, die ganz deutlich den Todeszusammenhang öffnen soll.

Kosmos Ingmar Bergman

Häufig wurde Bibi Andersson neben älter wirkenden Frauen besetzt. Ihr Typ (häufig mit blondem Kurzhaarschnitt) entsprach den Moden der 1960er, man denke an Jean Seberg in Godards Außer Atem. In der Zeit, in der sie mit Persona und später auch noch Passion (1969) essenzielle Bergman-Produktionen mitprägte, begann sie gleichzeitig sich allmählich aus dessen Kosmos herauszulösen: 1965 sah man sie in dem Western Duell in Diablo von Ralph Nelson, vor allem aber in Mai Zetterlings Die Mädchen, einem Schlüsselfilm für eine mythologisch grundierte Frauenemanzipation. 1973 stand sie bei Szenen einer Ehe zum letzten Mal für Bergman vor der Kamera.

Zu den internationalen Regisseuren, mit denen sie arbeitete, zählen John Huston, Robert Altman und André Cayatte. Während der Jugoslawienkriege engagierte sie sich humanitär für die Stadt Sarajevo. 2003 hatte Andersson in der Henning-Mankell-Adaption Die Rückkehr des Tanzlehrers eine ihrer letzten Rollen. 2009 erlitt sie einen Schlaganfall, und lebte danach in einem Pflegeheim. Am Sonntag ist Bibi Andersson im Alter von 83 Jahren in Stockholm verstorben. (Bert Rebhandl, 15.4.2019)