Berlin – Vor allem beim Surfen im Netz und an unseren Smartphones wollen wir ständig etwas Neues lesen, sehen oder hören. Am besten immer mehr und immer schneller. Hat sich diese Lust auf das Neuen in den letzten Jahren noch weiter beschleunigt? Ein internationales Forscherteam ging im Fachblatt "Nature Communications" der Frage nach – und zwar auf Basis recht aufwändiger Daten.

So werteten die Forscher um Sune Lehmann (Dänemarks Technische Universität) unter anderem Twitter-Daten aus, aber auch die Verkäufe von Kinokarten der letzten 40 Jahre, Statistiken aus Google Books, Zitierungen in wissenschaftlichen Publikationen und dazu Daten von Google Trends, Reddit und Wikipedia.

Verkürzte Twitter-Konjunkturen

Die Ergebnisse bestätigen den Verdacht: So etwa zeigte sich bei der Analyse der täglich 50 weltweit populärsten Hashtags auf Twitter, dass ein solcher Hashtag 2013 im Schnitt 17,5 Stunden in den Top-50 war, 2016 nur mehr 11,9 Stunden.

Grafik: Philipp Lorenz-Spreen et al. 2019, Nature Communications

Ähnliches gilt für den Kinokartenverkauf oder Google-Suchen. Auch da kam es zu erheblichen Beschleunigungen. Einzig die Wissenschaft scheint sich diesem Trend (noch) zu widersetzen. Die Halbwertszeit der wissenschaftlichen Literatur blieb einigermaßen konstant.

Informationsüberfluss als Ursache

Als Grund für diese Beschleunigung sehen die Forscher die immer größere Mengen an Information, die uns heute zur Verfügung stehen. Die Daten würden jedenfalls bestätigen, dass es auf kollektiver Ebene zu einer Verringerung der Aufmerksamkeitsspannen kommt. Offen bleibt freilich, wie wir auf individueller Ebene damit umgehen.

Klar ist freilich, dass diese Beschleunigung eine Herausforderung für Journalisten darstellt, die etwa für online immer kürzere Texte schreiben. Weshalb dieser jetzt auch schon wieder zu Ende ist. (tasch, 16.4.2019)