Im vergangenen Jahr sorgte die Open AI-Foundation in der Gamingwelt für Furore. Ein Team, bestehend aus KI-gesteuerten Bots, die sich das MOBA Dota 2 beigebracht hatten, schaffte es nicht nur, die Entwickler des Games zu bezwingen, sondern verwies auch semiprofessionelle Teams in ihre Schranken. Gegen den Profi-Clan Pain Gaming sowie ein chinesisches Allstar-Team mussten sie sich allerdings in Showmatches am letzten "The International", dem wichtigsten Turnier der Szene, geschlagen geben.

Seitdem hatten die Forscher einige Zeit, ihre virtuellen E-Sportler weiter zu verbessern und in Spielen gegen sich selbst lernen zu lassen. Nun gab es Gelegenheit zu einer Revanche gegen die Menschen. Die "Open AI Five" legten sich mit OG an, jenem Team, welches das International-Turnier im letzten Sommer für sich entscheiden konnte. Die Revanche ist gelungen.

Highlights aus der Partie zwischen Open AI und OG.
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Größerer Heldenpool

In der kanadischen Rogers Arena standen sich die Bots und OG in einem Best-of-3 gegenüber. Zu einem Entscheidungsmatch sollte es letztlich aber nicht kommen. Bereits nach Runde 2 waren die menschlichen Profispieler geschlagen.

Der vormals auf fünf Charaktere beschränkte Heldenpool war auf 17 erweitert worden, was sowohl der KI, als auch OG Flexibilität bei der Teamauswahl ermöglichte. Auch neue Mechaniken hatten die Bots seit dem International erlernt, es galten aber immer noch verschiedene Einschränkungen zum vollen Spielumfang.

Konstant gute Bots, frustrierte Menschen

Das erste Spiel gestaltete sich zumindest statistisch lange ausgeglichen. Einigermaßen verwundert zeigten sich die Kommentatoren, dass die KI dennoch recht bald eine Siegwahrscheinlichkeit von 95 Prozent für sich errechnete. Das setzte sie auch wenige gewonnene Teamkämpfe später um. Während ein OG-Spieler die Rangliste hinsichtlich des verfügbaren Goldes konstant anführte, konnte das Computerteam mit geschlossen "solidem" Farm seinen Gegnern langsam aber sicher enteilen.

Dazu wandte es Strategien an, die im menschlichen Pro-Play nicht angewandt werden. Etwa den Vollzug von "Buybacks" (schnellere Wiederbelebung nach einem Tod gegen Gold), ohne dass akute Gefahr für die eigene Basis besteht.

Klarer und schneller verlief das zweite Match. Hier konnten die Bots schon früh mehrere Kämpfe für sich entscheiden und auf diesem Vorsprung zu einem schnellen Finish aufbauen. Dabei zeigten ihre menschlichen Kontrahenten mitunter aber auch Anzeichen von Frustration mit unüberlegten Aktionen.

Nicht unschlagbar

Eine geduldigere Vorgangsweise seitens hätte die Begegnungen aber auch anders ausgehen lassen können, erklärten die Forscher. Denn die Open AI Five beherrschen hauptsächlich Strategien für Erfolg auf kurze Sicht, wenden aber kaum "Makro"-Strategien an, die auf langfristigen Vorteil abzielen.

Nach diesem Erfolg soll sich nun auch andere Spieler mit dem Bot-Team messen können. Ab 18. öffnet man die "Open AI Arena". Wer sich anmeldet, hat dann drei Tage lang Zeit, um gemeinsam mit anderen Mitspielern gegen die KI-Kämpfer anzutreten. Die Forscher erhoffen sich daraus weitere Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen ihres Systems. Genaueres dazu und über die Entwicklung der letzten Monate haben sie in einem Blogpost veröffentlicht. (red, 16.04.2019)