Bei 8.200 Metern Tiefe ist es, wenn es nach der Theorie geht, für Wirbeltiere endgültig Schluss. Nach allem, was man weiß, kommen in solchen unwirtlichen Regionen nur mehr Angehörige einer Familie von Fischen vor: der sogenannten Scheibenbäuche. Rekordhalter ist die Scheibenbauchart Pseudoliparis swirei, die im Sommer 2017 in 8.178 Metern Tiefe im Marianengraben gesichtet und auch gefilmt wurde.

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Scheibenbäuche sind eine relativ häufige Fischgattung. Sie kommen häufig im Atlantik und Pazifik vor, im Südpolarmeer, selbst in der Nordsee. Im Englischen werden sie Snailfish (Schneckenfisch) genannt. Das liegt an ihrer schuppenlosen und schleimigen Haut, die eher an Schnecken als an Fische erinnert. Die kleinsten Scheibenbäuche sind etwa vier Zentimeter lang, die größte Art bringt es auf 70 Zentimeter Körperlänge.

Ein frisch gefangenes Exemplar eines Scheibenbauchs aus den Tiefen des Marianengrabens.
Foto: Shunping He

In der Tiefsee fühlen sich einige Arten besonders wohl – sofern das in dieser lebensfeindlichen Gegend möglich ist: In dieser sogenannten Hadal-Zone ist der hydrostatische Druck extrem hoch, es ist völlig dunkel, sehr kalt, die Sauerstoffkonzentration ist sehr niedrig, und die Nahrungsressourcen sind knapp.

Anatomische Anpassungen

Wie die Wirbeltiere das aushalten, haben nun chinesische Forscher um Wen Wang im Fachblatt "Nature Ecology & Evolution" analysiert. Sie holten einige Exemplare aus rund 7 km Tiefe aus dem Marianengraben und analysierten sie eingehend. Im Gegensatz zu ihren Verwandten zeigt diese spezielle Scheibenbauchart mehrere Anpassungen an die Tiefsee, darunter eine transparente Haut, große Mägen, dünnere Muskeln, leicht verknöcherte Skelette und unvollständig geschlossene Schädel.

Letzteres liegt daran, dass Osteocalcin – ein Gen, das die Gewebemineralisierung und die Skelettentwicklung reguliert – in diesen Fischen abgeschaltet ist. Dies dürfte zum ungewöhnlichen Schädel und dem weichen Skelett der Tiefsee-Scheibenbäuche beitragen. Zudem fanden die Autoren mehrere Kopien von Genen, welche die Zellmembranen flüssiger machen. Das macht es vermutlich möglich, dass die Zellen bei dem extremen Drück im tiefsten Ozean funktionieren. (tasch, 22.4.2019)