Raves kennzeichneten in den 1990ern neben Musik auch stinkerte Energy-Drinks, warmes Bier und Pillen, die heiter machten.

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Anfang der 1990er-Jahre standen wir nachts oft an merkwürdigen Orten herum. Unter Autobahnbrücken, in leerstehenden Gasspeichern oder in aufgelösten Möbellagern. Dort fanden so genannte Raves statt. Der Bogen spannte sich dabei von legal bis zu illegal. Meist aus nicht so gut eingestellten Tonanlagen böllerte von Diskjockeys verlegter Techno, der sich seither im Wesentlichen nicht mehr groß verändert hat.

Es gab stinkerte Energy-Drinks, warmes Bier und Pillen, die heiter machten. Wenn die Heiterkeit nachließ, konnte man öffentlich nach Hause fahren. Es gab zwar noch keine Nachtbusse, aber um sieben Uhr in der Früh hatten die Wiener Linien ihren Tagesbetrieb längst aufgenommen.

Alles lief sehr friedlich ab, obwohl sich das Publikum ziemlich heterogen zusammensetzte und neben Techno schon einmal der Leidensdruck von Kurt Cobain dazwischenfahren konnte. "Here we are now, entertain us!" brauchte man als Ansage zwar nicht dringend, weil man sich selbst bestens unterhielt. Das Riff war aber gut.

Das ist der Sinn

Ob 2019 noch illegale Rave-Partys im großen Rahmen stattfinden, ist eine gute Frage. Als älterer Mensch weiß man davon schlichtweg nichts. Das ist der Sinn der Sache. Die österreichische Exekutive und Innenminister Herbert Kickl haben jetzt allerdings neben dem grassierenden Linksterror, den gegen die EU-Außengrenzen anstürmenden Ausländerhorden und vereinzelten, aber harmlosen rechtsradikalen Spinnern eine neue Bedrohung entdeckt.

Während des letzten Vierteljahrhunderts hat sich die Rave-Szene nicht etwa in die Bedeutungslosigkeit aufgelöst, sondern ist in den Untergrund gegangen und hat sich dort radikalisiert. Illegale Raves sind ein Hort der Gewalt, gegen den entschieden vorgegangen werden muss!

Mehr als 200 Polizistinnen und Polizisten übten nun im Beisein des hochmögenden Herrn Innenministers die Auflösung so einer illegalen Rave-Party auf einem Wiener Betriebsgelände. Auch Kampfhunde gingen gegen die verbrecherischen Tänzer vor. Hurra! Wieder ist der Exekutive ein großer Sieg gegen das Böse in der Welt gelungen. (Christian Schachinger, 17.4.2019)