Blut, Fleisch, Exkremente, gruselige Botschaften. Was man sonst hauptsächlich aus Horrorfilmen kennt, ist für manche Menschen Teil des Berufsalltags. Sie sind eine Art Sondereinheit unter jenen, die Tag für Tag unsere Umgebung sauber halten: die Tatortreiniger.

Ihr Beruf fasziniert umso mehr, seit das Fernsehpublikum rund um die Welt seine Vorlieben für das "True Crime"-Genre entdeckt hat. Sieben Staffeln lang unterhielt beim NDR etwa der "Tatortreiniger" in Serienform das Publikum, ehe im Dezember 2018 das Serienfinale über die Bildschirme flimmerte. Das Phänomen hat aber längst auch andere Plattformen erreicht, berichtet "The Daily Beast", nämlich die Fotoplattform Instagram.

"Der Tod ist das letzte Mysterium"

"Die Leute lieben es, die Folgen zu sehen", sagt etwa Neal Smither, Eigentümer des Unternehmens Crime Scene Cleaners aus Kalifornien. Rund 400.000 Nutzer folgen dem Account seiner Firma, auf dem sich hauptsächlich Vorher-nachher-Fotos finden. Damit würde man "eine gewisse Neugier" befriedigen. "Der Tod ist das letzte Mysterium. Es kann nicht gelöst werden. Aber es gibt das menschliche Bedürfnis danach, den Tod zu erklären", sagt er weiter.

Auch Laura Spaulding, Chefin von Spaulding Decontamination in Florida, sieht das ähnlich. "Die Leute lieben True-Crime-Sachen. Jeder will wissen, wer es war und was passiert ist. (…) Es ist die pure Neugier." Auch sie ist mit 110.000 Followern erfolgreich auf Instagram vertreten.

Faszination Verwesung

Unternehmen wie diese werden angeheuert von Behörden, aber auch Unternehmen und Privatpersonen. Man rückt nicht nur nach gewaltsamen Vorfällen aus, sondern auch nach Unfällen und wenn jemand eines natürlichen Todes gestorben ist. Ebenso reinigen sie Häuser und Wohnungen, die aus anderen Gründen stark verschmutzt sind, weil sie etwa jahrelang von krankhaften Sammlern bewohnt wurden.

Besonders populär sind laut Spaulding Fotos von Verwesung, denn Menschen könnten sich schlicht nicht vorstellen, wie es passieren kann, dass jemand stirbt und sein Körper über lange Zeit unentdeckt bleibt.

Die düstere Seite von Instagram

Die Accounts der Tatortreiniger reihen sich ein in jenen Teil der Instagram-Welt, der fernab von Glanz, Glamour und Reise-Influencern zu existieren scheint. Dort finden sich etwa auch Accounts mit Millionen Followern, auf denen Verletzungen oder seltene Krankheiten dokumentiert werden. Andere, wie der Polizeibeamte Will Dodds aus British Columbia, mischen die Anziehungskraft des ekligen mit lehrreichen Inhalten, indem sie etwa ihre Arbeit als Forensiker dabei erklären.

Nicht jedes Foto muss aber immer blutig sein. So findet sich auf Dodds Account etwa das Foto eines Unfallautos. Bei diesem Vorfall konnte er einen Ast beim Wrack erfolgreich dem zugehörigen Baum zuordnen und damit belegen, dass der Fahrer bei der Schilderung des Unfallhergangs gelogen hatte.

Vermisstensuche

Andere versuchen, auf diese Weise zu helfen. Rebekah Turner, Forensikstudentin aus Milwaukee, verbreitet unter dem Account "Death Clues" Fotos aus der Bundesdatenbank vermisster und nicht identifizierter Personen mit dem Ziel, zur Aufklärung von Fällen beizutragen.

Zu sehen sind Gegenstände und andere "Fragmente" von Tatorten. "Jeder mag es, bei der Aufklärung mitzuhelfen", sagt sie. Bislang allerdings konnten sie und ihre 7.600 Follower noch nicht zur Lösung eines Falles beitragen. (red, 19.4.2019)