Asiatischer Elefant (links) und Stegodon: Nur einer der beiden hat bis heute überlebt.
Illustration: Nicola Heath

Frankfurt – Das Stegodon ist weit weniger Menschen ein Begriff als das Mammut, auch wenn es einst von Afrika bis Südostasien verbreitet war und um dieselbe Zeit verschwand wie die Mammuts, vor etwa 12.000 Jahren – erdgeschichtlich betrachtet also erst gestern. Auch bei den Stegodonten handelte es sich um eine Gattung von Rüsseltieren, die mit den heutigen Elefanten sehr nahe verwandt waren. Am bekanntesten ist die Zwergform des Stegodons, die zusammen mit dem "Hobbit" auf der Insel Flores lebte. Neben solchen Inselzwergformen gab es auf dem Festland aber auch Arten, die über vier Meter hoch wurden.

Für lange Zeit Nachbarn

Der Körper von Stegodonten war etwas längergestreckt als der der hochbeinigen Elefanten, und auch bei der Bezahnung gab es charakteristische Unterschiede. Letzteres könnte im Umweg über die Ernährungsweise auch eine Rolle dafür gespielt haben, warum es in Asien immer noch Elefanten, aber keine Stegodonten mehr gibt.

Und das, obwohl sie lange Zeit nebeneinander lebten: "Zur Zeit des Pleistozäns, vor etwa 700.000 Jahren, lebten in Südostasien Stegodon- und Elefantenherden in überraschender Koexistenz", sagt Hervé Bocherens vom Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Uni Tübingen. "Doch nur der Asiatische Elefant hat bis in die heutige Zeit überlebt – wir sind nun den Gründen hierfür nachgegangen."

Wie das Senckenberg-Forschungsinstitut berichtet, verglich der Forscher zusammen mit Fachkollegen aus China zwei Spezies: Stegodon orientalis und den Asiatischen Elefanten (Elephas maximus). Für die Untersuchung herangezogen wurden etwa 80.000 Jahre alte Zähne der beiden Spezies, die in der südchinesischen Höhle Quzai gefunden worden waren.

Unterschiedliche Ernährungsweisen

"Wir konnten anhand von Kohlen- und Sauerstoffisotopie im Zahnschmelz der Tiere zeigen, dass sich die Asiatischen Elefanten flexibler ernährten als Stegodonten", fasst Jiao Ma von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Die Zähne belegen, dass Stegodon die Nahrungsaufnahme in dichten Wäldern bevorzugte, während die Elefanten sowohl in der Savanne als auch in den bewaldeten Gebieten weideten.

Möglich ist diese Feststellung, weil sich die Art der pflanzlichen Nahrung an den Überresten der Tiere, die diese gefressen haben, heute noch ablesen lässt. Sogenannte C4-Pflanzen, etwa krautige Gewächse in der Savanne, hinterlassen im Gewebe von Pflanzenfressern eine andere Signatur als Gehölz- oder C3-Pflanzen aus bewaldeten Gebieten. C3 und C4 stehen für unterschiedliche Varianten von Photosynthese.

"Diese unterschiedliche Ernährungsmethode könnte sowohl eine Erklärung für die parallele Existenz der beiden Rüsseltiere im Pleistozän als auch einer der Gründe für das Aussterben von Stegodon sein. Während ihres gemeinsamen Auftretens besetzten die Tiere unterschiedliche Nischen und der Konkurrenzdruck war nicht so hoch. Der Asiatische Elefant konnte sich aber aufgrund seiner flexiblen Ernährung besser auf veränderte Umweltbedingungen einstellen – dies war dann wahrscheinlich der ausschlaggebende Faktor für sein Überleben", schließt Bocherens. (red, 18. 4. 2019)