Von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache einst als "ein weiblicher Kreisky" gelobt, ist Außenministerin Karin Kneissl nun offenbar in blauen Kreisen in Ungnade gefallen.

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Wien – Offenbar ist Karin Kneissl, von der FPÖ nominierte Außenministerin, bei der FPÖ-nahen Postille "Zur Zeit" in Ungnade gefallen – wohl nicht zuletzt, weil sie sich unlängst in der sonntäglichen ORF-"Pressestunde" nicht darauf festlegen wollte, bei der EU-Wahl FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky zu wählen. "Ich habe mich auch immer gegen Wahlempfehlungen ausgesprochen", erklärte Kneissl bei ihrem Fernsehauftritt am 7. April. Auch die Rechtsallianz der FPÖ mit Partnern wie Marine Le Pen und Matteo Salvini wollte sie nicht kommentieren, das sei "eine parteipolitische Entscheidung", sie sei für Österreichs Außenpolitik zuständig.

Am besten gleich und sofort

In der aktuellen Ausgabe von "Zur Zeit" legt ihr Herausgeber und Ex-ORF-Mann Walter Seledec nun einen Abgang nahe – und zwar "am besten gleich und sofort". Es gebe "viele andere Spitzenkräfte in der FPÖ".

Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) wird im selben Blatt übrigens gelobt – ihm wird immer wieder nachgesagt, dass er auf den Ministerposten im Außenamt spitze, weil er im Jahr 2022 bei der nächsten Bundespräsidentenwahl erneut antreten möchte und ihm dieses Amt eine bessere Ausgangsposition im Wahlkampf verschaffen würde.

Ausgezeichnete Außenministerin

"Zur Zeit"-Chef Andreas Mölzer, vor fünf Jahren wegen rassistischer Aussagen als EU-Spitzenkandidat der FPÖ abgesägt, hält im STANDARD-Gespräch zu der Rücktrittsempfehlung von Seledec fest: "Das ist die Meinung meines Co-Herausgebers – und das war's." Ob auch er Kneissl für rücktrittsreif halte? Mölzer: "Frau Kneissl ist eine sehr gute Außenministerin – nur dass sie sich nicht für Vilimsky deklariert, finde ich schade." (Nina Weißensteiner, 18.4.2019)