Kevin Hundstorfer (links) und Vlado Drabik wollen sich auch in St. Pölten die eine oder andere Trophäe abholen.

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St. Pölten – Noch immer gibt es österreichische Fußballer, die nur herumstehen und dennoch Weltklasse sind. Die Tischfußballer. Allen voran Kevin Hundstorfer, der dieser Tage bei der Garlando-WM in der Prandauer Halle in St. Pölten auf seinen vierten Einzeltitel en suite losgeht. Auch im Doppel zählt der Welser gemeinsam mit seinem Wiener Partner Vladimir "Vlado" Drabik zum Favoritenkreis, auch hier sind die Österreicher Titelverteidiger.

Garlando benennt die Marke des Tisches, es ist jene, auf der die Österreicher sozusagen zu Hause sind. Jede Nation ist auf eine bestimmte Marke spezialisiert, jede Marke hat ihre Eigenheiten. Neben Garlando gibt es Tische, die Leonhart, Ullrich, Bonzini, Roberto und Tornado heißen. Es gibt große Titelkämpfe, bei denen sich jeder Spieler seinen Tisch aussuchen kann, dann wird in einem Match nach jedem Satz der Tisch gewechselt. Und es gibt kleinere Titelkämpfe, bei denen nur auf einer Marke gespielt wird, wie eben nun die Garlando-WM in St. Pölten.

Der doppelte Heimvorteil

So gesehen genießen die Österreicher gleich doppelten Heimvorteil. Auch der Termin könnte ihnen zugute kommen, einige Stars wie etwa der berühmte Belgier Frederic Collignon verbringen Ostern lieber daheim. Doch immerhin versammeln sich in St. Pölten 300 Spielerinnen und Spieler aus 13 Nationen. Die Gastgeber hoffen auf drei bis fünf Goldmedaillen in den diversen Bewerben, und vor allem hoffen sie auf Hundstorfer. Diesen nennt Drabik, der Doppelpartner, Mentor und Coach, "den Tischfußballer des letzten Jahrzehnts".

Drabik (41) singt wahre Loblieder auf Hundstorfer (29). "Seine Technik, seine Schnelligkeit, seine Reaktions- und seine Konzentrationsfähigkeit sind herausragend. Spielerisch war er immer schon phänomenal, mental ist er durch seine Erfolge auch eine Macht geworden. Jetzt stellt er sich hin und weiß: Ich bin der Kevin Hundstorfer." Und Drabik fallen in der jüngeren Vergangenheit nicht viele ein, die da heranreichen, Collignon natürlich, ansonsten vielleicht noch die US-Amerikaner Billy Pappas, Ryan Moore und Tony Spredeman.

Die starken Deutschen

In St. Pölten, wo am Freitag der Einzel- und am Samstag der Doppelbewerb ansteht, haben die Deutschen als erste Herausforderer zu gelten. Laut Drabik hat Deutschland, angeführt von Felix Droese, in den vergangenen Jahren exzellente Aufbauarbeit betrieben.

Gut möglich aber auch, dass es wie im Vorjahr der Grazer Benjamin Willfort ist, der Hundstorfer am stärksten zusetzen kann. Willfort hatte sich 2018 in einem dramatischen Finale erst mit 7:8 geschlagen geben müssen, dabei im letzten Durchgang eine Führung verspielt. "Es ist wichtig, im Turnier mitzuverfolgen, wie die Topgegner drauf sind", sagt Hundstorfer. Er analysiert die Konkurrenz genau, verlässt sich nicht nur auf seine Klasse.

Der Snake und der Zug

Über Stärken verfügt der Dreifachsieger zur Genüge, sein Lieblingsschuss ist der "Snake" oder auch "Jet". Hier wird der vom Stürmer eingeklemmte Ball durch eine schnelle Seitbewegung in ungedeckte Position gebracht, die Figur wird nach hinten überschlagen und trifft den Ball, dann wird sie jäh abgestoppt, Durchdrehen ist bekanntlich verboten. Auch der "Zug" gehört zum Hundstorfer-Repertoire, mit dem Zug von hinten gelingen ihm besonders viele Tore. Weltklasse wird man nicht rein zufällig. Auch im Herumstehen nicht. (18.4.2019, Fritz Neumann)