Ein Teil der Pavillons auf dem Otto-Wagner-Spital-Gelände wird laut Unesco-Kommission vernachlässigt – einer der Gründe dafür, weshalb ein möglicher Welterbestatus höchst fraglich ist.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Wien – Wird das Areal des Otto-Wagner-Spitals in Wien zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt? Eine Mitteilung des Wiener VP-Chefs und Kulturministers Gernot Blümel erweckt den Eindruck, als wäre man auf diesem Weg soeben einen Schritt weiter. Diese Feststellung sorgt wiederum für Irritationen.

In der Aussendung von Blümel stand: "Das Schreiben der Österreichischen Unesco-Kommission bestätigt nun: Das Otto-Wagner-Areal hat Potenzial, die dritte Unesco-Welterbestätte Wiens zu werden." Die Wiener Volkspartei kämpfe "seit vielen Jahren" darum.

Eine angebliche Bestätigung für das Welterbe-Potenzial des Areals durch die Unesco ließ Christian Schuhböck, diplomierter Landschaftsökologe und auf Weltkulturerbe spezialisierter Gutachter, aufhorchen. Schuhböck hatte im Jahr 2012 selbst festgestellt, dass das 60 Pavillons umfassende Areal welterbewürdig wäre. Damals hatte ihn die Bürgerinitiative "Steinhof erhalten" dazu beauftragt, eine Vergleichs- und Machbarkeitsstudie zu machen.

Authentizität nicht mehr gegeben

2015 hatte denn auch Icomos, der Internationale Rat für Denkmalpflege, einen sogenannten Heritage Alert für das Areal ausgelöst. Dabei appellierte Icomos an den damaligen Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), das Entwicklungs- und Erhaltungskonzept des gesamten Areals zu überdenken. Zuletzt war bezüglich künftiger Nutzung bekanntgeworden, dass die Central European University (CEU), die von US-Milliardär George Soros gegründet wurde, sich in einigen Pavillons einmieten soll.

Vernachlässigte Gebäude

Die Entwicklungen der vergangenen Jahre sind der österreichischen Unesco-Kommission auch nicht entgangen. In einem Unesco-Schreiben von Anfang April, auf das sich Blümel in seiner Aussendung bezog, steht, dass "eine dem Denkmal würdige Erhaltung und Nutzung aktuell nicht gegeben" sei. Unter anderem wegen des Baus von Wohnungen im Ostteil und da ein Teil der Pavillons leerstehe und vernachlässigt werde. Anlass für das Schreiben war die Behandlung einer Petition für die Welterbenominierung des Areals im parlamentarischen Ausschuss für Bürgerinitiativen.

Auch das Bundeskanzleramt, dem Blümel als Minister zugeordnet ist, hat eine Stellungnahme abgegeben. Auch darin wird offenbar, dass das Welterbepotenzial noch nicht festgestellt ist. Darin heißt es, dass durch Icomos in einer Vorabprüfung festgestellt werden soll, "ob das Areal überhaupt einen potenziellen außergewöhnlichen Wert besitzt". Sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Chance auf Eintragung bestehen, werde von weiteren Schritten Abstand genommen.

Nur Kirche als Welterbe?

Welterbegutachter Schuhböck ist aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Jahre der Meinung, dass sich die Republik und die Stadt Wien inzwischen lediglich um die Welterbestellung der Kirche am Steinhof bemühen sollten. Das Otto-Wagner-Spital-Gelände könnte dabei als Pufferzone vorgeschlagen werden.

Auch die Diskussion rund um den Heumarkt geht weiter: Die Liste Jetzt ist mit dem Bericht des Bundeskanzleramts an die Unesco zum dortigen Hochhausprojekt unzufrieden. Das Kanzleramt hatte in dem Schreiben "alle Maßnahmen, inklusive rechtlicher Schritte", angekündigt, um den Welterbestatus zu erhalten.

Die Liste Jetzt vermisst allerdings konkrete Schritte. Wolfgang Zinggl, Jetzt-Kultursprecher, will deshalb eine parlamentarische Anfrage einbringen und von Blümel wissen, ob dieser "die angekündigten und dringend erforderlichen Schritte zum Schutz des Welterbes noch vor der jährlichen Unesco-Sitzung Ende Juni ergreifen wird". (Gudrun Springer, 22.4.2019)