Schon bald sollen Tesla-Autos vollautonom unterwegs sein, sagt Musk.

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Er ist nicht bekannt als Leisetreter, jemand der sich über kommende Errungenschaften seiner Firma öffentlich ausschweigen würden. Elon Musk ist das krasse Gegenteil. Er hat eine Vision – und diese kommuniziert er auch vollmundig.

So auch bei einem Event für Investoren, den sein Autohersteller Tesla kürzlich in seinem Hauptquartier abgehalten hat. Den Geldgebern gab Musk an diesem "Autonomy Day" seine Prognosen für die nahe Zukunft von Elektroautos, primär jene aus Eigenbau, preis. Wenn man ihm glauben darf, dann steht ein Durchbruch gewaltigen Ausmaßes an, berichtet The Verge.

Bester Chip und vollautonome Robotaxis

Den Investoren zeigte Musk einen neuen Chip, der seiner Ansicht nach der "objektiv beste der Welt" sei und in jedem aktuell neu hergestellten Auto seines Unternehmens steckt. Die von Samsung hergestellte Elektronik soll sich durch hohe Performance und einem Schwerpunkt auf Autonomie und Sicherheit auszeichnen. Die nächste Generation des Chips sei ebenfalls schon in Entwicklung, sie soll die aktuelle Leistung gar verdreifachen.

Der Chip soll auch dafür sorgen, dass schon im kommenden Jahr Teslas Technologie soweit ist, dass Fahrer künftig das Kommando ganz an ihr Auto übergeben können und sich nicht mehr auf die Straße konzentrieren müssen. Und das gilt spezielle für die Fahrzeuge, die Teil eines Robotaxi-Systems werden, das Tesla ebenfalls 2020 in Teilen der USA starten will. Die dort zum Einsatz gebrachten Autos sollen unter allen Bedingungen komplett selbständig fahren können. Konkret verspricht er Autonomie-Level 5, das bislang noch von keinem Auto erreicht wurde.

Tesla

Andere Autos sind wie Pferde

Auch die Wartungszyklen sollen verbessert werden. Tesla-Fahrzeuge sollen in Zukunft rund 1,6 Millionen Kilometer fahren können und währenddessen nur minimale Instandhaltung benötigen. Günstig ist das natürlich auch für den Taxibetrieb, in dem ein selbstfahrendes Transportauto dem Besitzer jährlich bis zu 30.000 Dollar verdienen können soll.

Es werde in drei Jahren für Konsumenten "finanziell wahnsinnig" sein, etwas anderes als einen Tesla zu kaufen, resümiert Musk. Die Anschaffung anderer Fahrzeuge sei dann vergleichbar mit der Anschaffung eines Pferdes für den heutigen Verkehr.

Experten: Vollautonome Autos noch zehn Jahre entfernt

Die Reaktionen seiner Zuhörer fielen gemischt aus. Während etwa ein Analyst die Möglichkeit sieht, dass sich Tesla mit den neuen Chips von Konkurrenten wie Intel und Nvidia absetzt, hält man Musks Äußerungen bei der Lobby-Vereinigung für autonome Autos (Pave) für "schädlich" für den öffentlichen Diskurs.

Es ist nicht die erste Kritik dieser Art. Aufregung gab es schon an der "Full Self Driving"-Option für Neuwägen. Das Auto kann damit zwar in bestimmten Situationen – etwa Spurwechsel auf der Autobahn oder das Auf- und Abfahren auf den Highway – selbsttätig agieren, doch selbst das System selbst warnt per Bildschirmnachricht davor, dass es das Fahrzeug nicht autonom macht. Das scheint bei manchen Fahrern allerdings nicht anzukommen. Mittlerweile sind einige Unfälle dokumentiert, bei denen sich die Fahrer anscheinend vollständig auf das System verlassen haben.

Musks Prognosen beißen sich auch mit Einschätzungen verschiedener Experten, die davon ausgehen, dass komplett selbständige Autos erst in einem Jahrzehnt realisiert werden können. Zudem gibt es auch Zweifel an Teslas Verzicht auf das laserbasierte Messsystem Lidar zugunsten einer rein auf Kameras, einem Radar und Ultraschallsensoren basierenden Umgebungserkennung. (red, 23.04.2019)