Sechs Paare sind noch im Bewerb. Neben ihrem Solotanz wartet aber noch eine ganz besondere Herausforderung: Denn jeweils zwei Paare gleichzeitig müssen einen 'Double Dance' präsentieren. Das heißt: gemeinsame Choreographie, gemeinsamer Auftritt – gemeinsame Jurybewertung! Stefan Petzner und Roswitha Wieland sind dabei: 20.15 Uhr, ORF 1.

Foto: ORF / Hans Leitner

Stefan Petzner polarisiert: Obwohl ihn die Juroren von "Dancing Stars" jedes Mal mit niedrigsten Noten bewerten, schafft es der Tanzkandidat mit den Stimmen des Publikums eine Runde weiter. Nicht aus Mitleid oder gar, weil man ihn leiden sehen möchte, sondern weil es gelungen ist, Fortschritte zu zeigen. DER STANDARD hat mit Stefan Petzner telefoniert und zugehört:

"Ich sehe jede weitere Runde als Geschenk. Man darf nicht vergessen, wir trainieren seit Februar jeden Tag. Das geht auch für einen Mann, der privat fleißig ins Fitnesscenter geht, an die Substanz. Dazu kommt dieses enorme Interesse der Öffentlichkeit und der Medienrummel, der von mir teilweise wirklich nicht gewollt ist.

Ich habe gewusst, und das hat ja der ORF auch offen gesagt, dass es in jeder Staffel eine Art Aufregerkandidaten gibt. In dem Fall bin das ich. Das muss man alles einmal verkraften, und das ist gar nicht so einfach.

"Dass ich polarisiere, war mir von Anfang an klar"

Mich freut, dass so viele Leute aus ganz Österreich anrufen. Die Kärntner allein wären nämlich zu wenige, bei aller Liebe zu Kärnten. Um so mehr ärgern, auch im STANDARD, verbreitete Theorien, für die sogar die Hirnforschung bemüht wird und welche lauten, die Leute rufen nur aus Mitleid mit Petzner an oder weil sie den Petzner leiden sehen wollen. Ich glaube, dass ich in der Show das Gegenteil beweise: der Schmäh kommt nicht zu kurz, und ich leide dort auch nicht. Ja, es geht ums Tanzen, es ist aber auch eine Unterhaltungsshow. Das Gesamtpaket machts aus.

Dass ich polarisiere, war mir von Anfang an klar. Der Solidarisierungseffekt scheint aber größer zu sein als der Polarisierungseffekt. Die ORF-Votings werden allesamt notariell überwacht, weil auch hier schon Gerüchte aufgetaucht sind. Anrufe aus dem Ausland sind gesperrt, via Callcenter unmöglich, es gibt, so weit ich weiß, sogar ein Anruflimit von maximal 100 Anrufen pro Nummer und pro Show. Alles absolut safe und echt also. Nicht mal ich selber kenne vom ORF etwas über genaue Anzahl oder Herkunft der Telefon-Stimmen. Ich will es auch nicht wissen. Gleiches gilt für alles, was in der Live-Show passiert. Da ist nichts abgesprochen, gescripted oder vorab geplant. Auch nicht mit der Jury.

"Ich muss immer spontan sein, weil niemand weiß, was kommt"

Das Geschehen im Ballroom ist also echt. Und wenn dann etwa zwischen mir und Sarkissova die Fetzen fliegen, dann kommt es auch vor, dass das den ORF selbst in Unruhe versetzt. Es ist kein Statement abgesprochen. Ich muss immer spontan sein, weil niemand weiß, was kommt. Den Fortschritt zu zeigen, ist mir aber gelungen.

Beim Streit mit Karina Sarkissova muss man immer schauen, wer angefangen hat. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein sehr liberaler Mensch bin, und es ist in Zeiten von #MeToo und Gleichberechtigung nicht lustig, sondern der Horror, sich von einer Frau via Titelseite einer Boulevardzeitung vorwerfen lassen zu müssen, ich hätte sie bedroht und körperlich attackiert. Das geht auch psychisch an die Substanz, weil es weh tut, und weil es eine Lüge ist. Die Frau Sarkissova hat ihre PR-Show abgezogen und mich in Wahrheit dafür missbraucht. Ich war das Opfer. Inzwischen hat sie einen Rückwärtsgang eingelegt.

"Der Schatz von Sarkissova will ich dennoch nicht sein!"

Die Karina Sarkissova, die mich vorher als unzurechnungsfähig bezeichnet hat, hat in der Show zuletzt auf einmal gesagt, Stefan, mein Schatz, es sind Fortschritte da. Freut mich wahnsinnig. Ich bin dort dennoch immer der Stefan, wie er ist, mit seinen 38 Lebensjahren auch mit seiner reflektierten politischen Vergangenheit und zeige mich so, wie ich heute bin und gebe beim Tanzen alles, was ich habe. Der Schatz von Sarkissova will ich dennoch nicht sein! Diese 180 Grad Wendungen zeugen doch nur von ihrer Falschheit.

Der ORF war von dem Eklat jedenfalls nicht begeistert, ich auch nicht. Ich habe dem ORF aber auch klar gesagt, das sind so schwere Vorwürfe, dagegen muss ich mich wehren. Thomas Kraml, mit dem ich zuletzt getanzt habe und den ich, wie man gesehen hat, sehr mag, hat auch gesagt, dass da bad vibes da waren. Ich bin der Letzte der so was will.

"Da wird sogar beim Klopapier gespart"

Ich mache als Mensch mit und nicht als Politiker. Es gab keine Voting-Aufrufe von Ex-Parteikollegen des BZÖoder FPÖ-lern. Ich lehne das auch ab. Politik ist mir da völlig wurscht, und es ist mir auch egal, ob da rote, blaue, türkise, grüne anrufen. Das können Sie so schreiben: Jeden Tag seit dem ich 21 bin die Scheiße in dem Job mit den Farben, ich bin so froh, dass das hier keine Rolle spielt.

Den ORF sehe ich heute anders. Was auch immer man hört vom ORF – das ist ein Intrigantenstadl und da wird gemobbt – das stimmt einfach nicht. Ich sehe auch, wie stark der Spardruck ist. Der ORF ist wirklich am Limit, auch bei Dancing Stars. Es wird bei allem gespart, sogar beim Orchester und den Requisiten. Die Traumgagen der ersten Staffeln sind nicht mehr drinnen. Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Da wird sogar beim Klopapier gespart, ich sage, wie es ist. Da gibt es nicht das dreilagige Cosy-Toilettenpapier, sondern eines, das wie Schleifpapier ist. Jeder, der da als Medienpolitiker sagt, der ORF soll noch mehr sparen, dem sage ich: Geht einmal zwei Wochen am Berg, redets mit den Mitarbeitern, damit ihr mal eine Ahnung bekommt! Die geben alles. Ich ziehe meinen Hut vor dem Team.

"Ich weiß nicht, ob es am Ende einen Weg zurück ins politische Geschäft gibt"

Es braucht mehr denn je ein starkes rot-weiß-rotes Fernsehen, einen unabhängigen, freien ORF. Ich bin für eine Volksabstimmung. Ich bin mir sicher, dass es klar pro ORF ausgeht. Weitere Sparmaßnahmen aber gefährden den ORF in seiner Existenz!

Wie weit ich komme? Ich weiß es nicht, ich denke immer nur an die nächste Show. Als nächstes am Programm steht eine Samba, weil das ist Rumba mal zwei, plus ein Paso Doble. Ich fürcht’ mich schon.

Die Frage, ist, was mache ich nach Dancing Stars? Das lasse ich bewusst offen. Ich bin seit meinem 21. Lebensjahr im politischen Geschäft tätig. Es ist jetzt zum ersten Mal in meinem Leben, dass ich nichts mit Politik zu tun habe. Daher lasse ich auch bewusst die Frage offen, was Petzner nach Dancing Stars macht, egal, wann er rausfliegt. Ich sehe Dancing Stars als Reise auch zu mir selbst. Es ist ein Scheideweg, und ich weiß nicht, ob es am Ende einen Weg zurück ins politische Geschäft gibt. Das weiß ich wirklich nicht. Vom Gefühl her derzeit eher nicht." (Zugehört und aufgezeichnet hat: Doris Priesching, 26.4.2019)