Bild nicht mehr verfügbar.

Donald Trump mag die Journalisten, angebliche Verbreiter von Fake-News, nicht. Darum bleibt er auch deren traditionellem Dinner fern.

Foto: AP/Evan Vucc

Versammeln sich die Korrespondenten des Weißen Hauses einmal im Jahr zum gemeinsamen Dinner, ist das Dinieren allenfalls Nebensache. Und es sind längst nicht mehr nur die Korrespondenten, die sich dazu einfinden: Hollywood hat sie aus dem Rampenlicht verdrängt. Aber im Mittelpunkt steht immer noch der Mann, über den die Reporter zu berichten haben. Beim White House Correspondents' Dinner wird der Präsident auf die Fähigkeit getestet, ob er sich selbst auf die Schaufel nehmen kann. Oder es zumindest erträgt, wenn andere das für ihn tun.

Der Commander-in-Chief lacht über sich selbst: Es ist ein Ritual, das zum Jahreskalender der US-Hauptstadt gehört wie die Begnadigung eines Truthahns vor dem Thanksgiving-Fest. Der Befehlshaber der mächtigsten Armee der Welt kapituliere vor jenen, die ihn foppen – womit betont werde, dass er trotz aller Macht auch nur ein Normalsterblicher sei: So hat ein Sketch-Schreiber namens David Litt den Sinn der Übung einmal zusammengefasst. So richtig aber funktioniert es nicht mehr. Und das liegt an Donald Trump.

Trump flüchtet in die Provinz

Seit er im Weißen Haus residiert, straft er die Gala mit Verachtung. Und Abwesenheit. Schon aus Prinzip reist er am Samstagabend, an dem sie im Washingtoner Hilton-Hotel Witze auf seine Kosten machen, in die Provinz, um vor ernsthaft begeisterten Anhängern eine Rede über die vermeintliche Verlogenheit der Medien zu halten. So auch diesmal – nur dass Trump nun noch einen Schritt weiter geht. Während er nach Green Bay in Wisconsin fliegt, verbietet er seinen Beratern, sich beim Dinner der Korrespondenten blicken zu lassen.

Folgt man der Regierungsversion, dann hat es unter anderem mit dem Auftritt einer Komödiantin vor zwölf Monaten zu tun: Michelle Wolf warf Trump-Sprecherin Sarah Huckabee Sanders satirisch angespitzt vor, dass sie Fakten verbrenne "und die Asche benutzt, um einen perfekten Lidschatten zu schaffen". Das war nicht ganz falsch: Gegenüber Sonderermittler Robert Mueller hat Sanders selbst eingeräumt, Fakten frei erfunden zu haben. Jedenfalls saß sie damals um Fassung ringend neben dem Pult, an dem Wolf stand. Und ihr Chef twitterte: "Begrabt das Dinner oder beginnt noch mal von vorn!"

Bush lächelt, Obama witzelt

Derart dünnhäutig zu sein, das verstößt nun wieder gegen sämtliche Regeln, an die sich auch Präsidenten gebunden fühlen. George W. Bush ließ es 2006 mit einem Lächeln, wenn auch einem festgefrorenen, über sich ergehen, wie Stephen Colbert auf seine im Keller gelandeten Beliebtheitswerte anspielte. Damals fanden nur noch 32 Prozent der Amerikaner, Bush mache seinen Job gut. Er solle lieber an die 68 Prozent denken, die den Job gut fänden, den er nicht mache, setzte Colbert die Pointe.

Barack Obama witzelte am liebsten über die Jahre, in die er gekommen war: Einst habe ihn Hillary Clinton in einem Wahlkampfspot gefragt, was er, der Unerfahrene, wohl tun würde, wenn nachts um drei der Anruf käme, dass es irgendwo auf der Welt brenne. "Nachts um drei? Da bin ich ohnehin wach." Nachts um drei müsse er, der Alternde, nämlich auf die Toilette.

Der Beginn von Trumps Präsidententraum

Es gab Zeiten, da setzte sich auch Trump gern an einen der runden Tische im Hilton. Und es gibt Leute, die behaupten, dass ihn erst das Dinner dazu motivierte, in die Politik zu gehen. Rückblende auf das Dinner 2011: Obama hatte seine Geburtsurkunde, ausgestellt in Honolulu, veröffentlicht, womit er die letzten – maßgeblich von Trump geschürten – Zweifel an seinem Geburtsort ausräumte. Er wisse, niemand sei glücklicher als "The Donald", dass die Sache erledigt sei, zog er den Milliardär auf. Denn nun könne sich Donald endlich den wichtigen Fragen zuwenden: "Haben wir die Mondlandung gefälscht?"

An dem Abend, erzählt Trumps alter Vertrauter Roger Stone, habe der aufs Korn Genommene beschlossen, selbst fürs Oval Office zu kandidieren. Weil man sich über einen Donald Trump nicht ungestraft lustig mache. (Frank Herrmann aus Washington, 27.4.2019)