Astrophysik-Student Desmond Grossmann ist Bundesspitzenkandidat der unabhängigen Fachschaftslisten bei den ÖH-Wahlen Ende Mai.

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Wien – Die Fachschaftslisten (Flö) haben am Montag ihren Spitzenkandidaten für die ÖH-Wahl vorgestellt. Desmon Grossmann studiert Astrophysik an der Universität Graz. Dort war der 22-Jährige bereits als stellvertretender Vorsitzender der Hochschulvertretung und in der Studienvertretung aktiv. Auch an der TU Graz, wo er ebenfalls studiert, hat er ÖH-Erfahrung gesammelt.

Bei der Wahl vom 27. bis 29. Mai tritt die Flö als einzige Fraktion ohne "Mutterpartei" an. Naheliegenderweise habe man "kein Interesse", Sprungbrett für eine spätere Politikkarriere zu sein, sagt Grossmann. Daher fordert er, die Studierenden wieder mehr in den Fokus zu rücken, damit diese nicht Parteiinteressen zum Opfer fallen. So müsse das Hochschulsystem künftig mehr an die Lebensrealität der Studierenden angepasst werden.

"Wir müssen weg von einem auf einen fiktiven Durchschnittsstudierenden zugeschnittenen starren Studium hin zu einem flexiblen." Unter anderem treten die Flö für die Einführung eines Teilzeitstudiums an allen Hochschulen und eine Harmonisierung des Stipendienwesens ein. So sollen Familien- und Studienbeihilfe zusammengelegt werden, um den Ausschluss mancher Leistungen durch unterschiedliche Altersgrenzen zu verhindern. Außerdem sollen Praktika in allen Hochschultypen finanziell entlohnt werden – derzeit sei das in manchen Sektoren nicht der Fall.

Reform des Studienrechts

Auch bei der von der Regierung angekündigten Reform des Studienrechts wollen sich die Fachschaftslisten "als starker Verhandlungspartner positionieren" – immerhin spezialisieren sie sich in ihrer ÖH-Arbeit vor allem auf bildungspolitische Fragen. "Keinesfalls dürfen die Studierenden dabei Rechte verlieren, die sie bereits haben", betont Grossmann. Das betreffe etwa die Zahl der Prüfungsantritte. Wobei es hier auch eine Angleichung geben soll: Derzeit haben Studierende an Fachhochschulen einen Antritt weniger als jene an Unis.

Ebenfalls zu den Forderungen zählen bessere Betreuungsverhältnisse und Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Lehre. So soll eine rechtliche Grundlage geschaffen werden, um Maßnahmen gegen schlechte Lehre zu setzen. Die Flö könnte sich hier verpflichtende Didaktikschulungen vorstellen. Umgekehrt sollen aber auch positive Evaluierungen zu besseren Aufstiegsmöglichkeiten für Lehrende führen.

Auch die Gesundheit der Studierenden ist der Flö ein Anliegen. So wollen die Fachschaftslisten etwa bezahlbares und qualitativ hochwertiges Essen in den Mensen, auch billigere Öffi-Tickets und längere Öffnungszeiten der Hochschulen und ihrer Bibliotheken gehören zum Forderungskatalog. Trotz ihrer politischen Unabhängigkeit und des Einsatzes für Servicethemen treten die Flö für das allgemeinpolitische Mandat der ÖH ein.

Steigerung der Wahlbeteiligung

Als Wahlziel nennt Grossmann eine Steigerung der Wahlbeteiligung und der Mandatszahl der Flö. Diese verfügen derzeit über acht Sitze in der 55-köpfigen Bundesvertretung und liegen damit hinter den Koalitionspartnern Verband Sozialistischer Studierender (VSStÖ, 12) und Grüne und Alternative StudentInnen (Gras, 9) sowie der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG, 15) als größter Oppositionsfraktion. Sie sind bereits zum vierten Mal in Folge in der ÖH-Exekutive. (red, 29.4.2019)