Bryon hasst sehr gerne, ist gewalttätig und zeigt seine Einstellung mit rechtsextremen Tätowierungen. Regisseur Guy Nattiv beschäftigt sich mit ihm in "Skin".

Foto: Jüdisches Filmfestival Wien

Yoram ist Veterinärmediziner, dabei aber kein gewöhnlicher: Er operiert Raubkatzen und kümmert sich um diese Tiere in einem Safaripark in Israel. Nach dem Tod seiner Frau muss er sich allein um die Teenagertochter Roni kümmern. Offensichtlich bekommt er vieles nicht mit, denn eines Tages läutet eine Ambulanz an der Tür: Roni hat tatsächlich versucht, sich das Leben zu nehmen.

Als sie aus dem Spital entlassen wird, unternehmen Vater und Tochter gemeinsam eine kleine Reise: Sie fahren in jene Gegend, aus der die Familie der abwesenden Mutter stammt. Mit dieser Geschichte, die der Film The Day After I'm Gone erzählt, eröffnet das 27. Jüdische Filmfestival Wien. Bis Mitte Mai gibt es rund 50 Titel und Programme zu sehen.

Ab nach Amerika

Einer der Höhepunkte dürfte zum Beispiel sein, sich den Popklassiker Dirty Dancing noch einmal ausdrücklich unter dem Gesichtspunkt jüdischer Themen anzusehen. Das Festival zieht, und dies völlig zu Recht, Parallelen zu einer heute populären Serie wie The Marvelous Mrs. Maisel. Im Übrigen ist auch diese im Programm vertreten.

In das heutige Amerika führt hingegen der Spielfilm Skin von Guy Nattiv: ein israelischer Regisseur beschäftigt sich hier mit einem amerikanischen Herrenmenschen (so würde dieser Bryon sich jedenfalls gern selbst sehen). Seinen Hass auf alle, die nicht "weiß" sind, trägt er in Form von Tätowierungen auf dem eigenen Körper. Dann lernt er allerdings eine Frau kennen, die ihn an seinem Rassismus zweifeln lässt.

Man kann beim Jüdischen Filmfestival auch einige der österreichischen Filme aus der jüngeren Zeit noch einmal sehen: Murer – Anatomie eines Prozesses oder der spannende Dokumentarfilm Eine eiserne Kassette sind dabei.

Schicksal von Überlebenden

Eine filmhistorische Marke setzt Lang ist der Weg von Herbert B. Fredersdorf und Marek Goldstein aus dem Jahr 1949: In einem Lager für Displaced Persons nach dem Zweiten Weltkrieg sucht ein junger Mann nach seiner Mutter. Es war damals der erste Film, der sich überhaupt mit dem Schicksal von Überlebenden der Shoah in Mitteleuropa beschäftigte.

Zuletzt hier unbedingt noch eine besondere Empfehlung: Dovlatov von Alexei German jr. Es handelt sich dabei um eine Zeitreise nach Leningrad in den 1980er-Jahren, zu einem großartigen Schriftsteller. (Bert Rebhandl, 29.4.2019)