In Finnland greift der Staat am stärksten ein: hohe Steuern auf Alkohol, der ausschließlich in staatlichen Geschäften verkauft werden darf. Außerdem gibt es Werbeeinschränkungen.

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Wien – Der Nanny State Index wurde 2016 vom European Policy Information Center (Epicenter) ins Leben gerufen. Er ist ein Maß dafür, in welchen EU-Ländern die Bevölkerung relativ ungestört eine ungesunden Lebensstil ausleben darf. Insgesamt wird anhand von 35 Kriterien in den Kategorien Alkohol, Getränke, Lebensmittel, E-Zigaretten und Tabakprodukte erhoben, inwieweit der Staat eingreift bzw. reglementiert.

Das Ergebnis für 2019: Österreichs Bürger werden relativ wenig bevormundet. Die Alpenrepublik kommt gemeinsam mit der Slowakei auf Platz 26 und gehört in dieser Hinsicht zu den freiesten Ländern. Nur in Tschechien (Platz 27) und Deutschland (Platz 28) wird noch weniger reglementiert. Am anderen Ende des am Dienstag veröffentlichten Rankings stehen Finnland (Platz 1), Litauen und Estland (Platz 2 und 3).

Bewertet werden in dem Index Maßnahmen wie Zugangsbeschränkungen, Werbeverbote oder "übertrieben hohe" Steuern auf Produkte. Je einschränkender die Maßnahmen, umso höher ist der Punktestand. Österreich ist im Vergleich zu 2017 um zwei Plätze nach unten gerutscht – das heißt, der staatliche Einfluss ist noch weiter zurückgegangen.

Finnland belegt ersten Platz

Mit seinen sogenannten "Sündensteuern" auf Lebensmittel und Getränke belegt Ungarn in diesen Bereichen den obersten Platz. Erst zu Jahresbeginn hat unser Nachbarland die Steuern auf Produkte mit zu hohem Anteil an Salz, Zucker, und/oder Koffein neuerlich um 20 Prozent erhöht. Knapp dahinter liegen Großbritannien und Irland, die neben hohen "Sündensteuern" auch die Werbung für Lebensmittel und Getränke mit hohem Zuckeranteil einschränken.

Der erste Platz im Gesamtranking geht erneut an Finnland. Vor allem bedingt durch extrem hohe Steuern auf Alkohol, dessen ausschließlichen Verkauf in staatlichen Geschäften und die starken Werbeeinschränkungen – wie auch in Schweden. Großbritannien und Irland schaffen es beim Tabak auf die ersten Plätze: Aufgrund enorm hoher Steuern, Einheitsverpackungen, "Display Bans" sowie Werbeverbote.

Österreich verdankt seine Platzierung vor allem der sehr liberale Gesetzgebung bei Tabakprodukten. Mit Luxemburg erreicht die Alpenrepublik hier den niedrigsten Punktestand. Dank der Liberalisierung bei E-Zigaretten liegt Österreich auch hier "vorne".

Trend zu stärkerer Regulierung

EU-weit war laut Hayek Institut (das mit der Auswertung für Österreich beauftragt ist) in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass es einen Trend hin zu stärkerer Regulierung und Besteuerung von Genussmitteln gibt. Während 2017 nur fünf Staaten Steuern auf zuckerhaltige Getränke erhoben haben, sind es nun schon neun. Flüssigkeiten für E-Zigaretten werden mittlerweile von elf statt acht (2017) Staaten besteuert. In 14 Staaten fallen E-Zigaretten unter das Rauchverbot, in 15 ist Werbung für diese vollkommen verboten.

Epicenter ist nach eigenen Angaben eine unabhängige Initiative von neun europäischen Think-Tanks. Das Ziel der Initiative ist die Information und Unterstützung der europäischen Gesetzgebung sowie die Förderung der Prinzipien einer freien Gesellschaft. (APA, red, 30.4.2019)