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Vertonghen dürfte eine Gehirnerschütterung erwischt haben.

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Vertonghen musste das Spielfeld verlassen.

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Ajax jubelt.

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Van de Beek traf zum 1:0.

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London – Auch im neunten Auswärtsspiel dieser Champions-League-Saison ist Ajax Amsterdam unbesiegt geblieben. Nach dem 1:0-Erfolg bei Tottenham Hotspur am Dienstag geht der niederländische Fußball-Rekordmeister als Favorit auf das Endspiel in das Halbfinal-Rückspiel im eigenen Stadion am kommenden Mittwoch. Ein Nachspiel bei der UEFA könnte der Abgang von Tottenham-Verteidiger Jan Vertonghen haben.

Kontroverse um Vertonghen

Der Ex-Ajax-Spieler wurde in der Schlussphase der ersten Hälfte bei einem Zusammenstoß mit seinem Mitspieler Toby Alderweireld und dem gegnerischen Torhüter Andre Onana heftig am Kopf getroffen. Nach einer ersten Behandlung, bei der die medizinische Abteilung die Blutung stillte, ging der Belgier zurück auf das Spielfeld. Seinen Versuch, die Partie fortzusetzen, musste Vertonghen aber nach Sekunden wieder abbrechen. Sichtlich benommen taumelte er an die Outlinie, musste sich anscheinend auch übergeben. Erste Diagnose: Gehirnerschütterung.

Nun steht die Frage im Raum, warum Vertonghen wieder auf den Rasen durfte und nicht sofort ausgewechselt wurde. Bei Gehirnerschütterungen gelten innerhalb der UEFA strenge Regeln. Deshalb könnte es auch zu einer Untersuchung durch den Verband kommen. Zu sehen war, dass sich der spanische Schiedsrichter Antonio Miguel Mateu Lahoz intensiv bemühte, Klarheit über den Zustand des Spielers zu erhalten.

Tottenham-Coach Mauricio Pochettino sagte nach dem Match, er habe mit der Entscheidung nichts zu tun gehabt. "Es war allein die Entscheidung des Doktors", meinte der Argentinier, der jetzt einen weiteren Ausfall verkraften muss. Für die Niederlage übernahm Pochettino – auch wegen seiner falschen Taktik zu Beginn mit Fünfer-Abwehrkette – die Verantwortung. "Wir sind das Spiel falsch angegangen", sagte er. "Aber wir liegen nur 0:1 zurück. Noch sind wir am Leben."

Ajax dämpft Euphorie

Sein Trainerkollege Erik ten Hag kann sich indes mit erfreulicheren Dingen beschäftigen. "Eine fantastische Leistung. Wir haben gekämpft wie Löwen", lobte der Niederländer, einst Coach der zweiten Mannschaft des FC Bayern. "Wir sind zufrieden. Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition, aber wir sind erst zur Hälfte durch." Ajax hatte auf dem Weg ins Halbfinale bereits Titelverteidiger Real Madrid und Juventus Turin ausgeschaltet, nun winkt das erste Champions-League-Finale seit 1996. Damals setzte sich Juventus in Rom erst im Elfmeterschießen durch.

Das entscheidende Tor am Dienstag gelang dem 22-jährigen Donny van de Beek, der im Mittelfeld den künftigen Barcelona-Profi Frenkie de Jong in den Schatten stellte. "Es wird mit Sicherheit ein schweres Spiel werden nächste Woche", mahnte Van de Beek, an dem aktuell Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain interessiert sein sollen. "Aber unsere Anhänger hinter uns werden sicher ein großer Auftrieb sein, um das Finale zu erreichen."

"Geschenk für Fußball"

Matthijs de Ligt avanciert indes mit 19 Jahren und 261 Tagen zum jüngsten Kapitän in einem Champions-League-Halbfinale. "Insgesamt ist es ein großartiges Ergebnis", sagte de Ligt, der nach eigenen Worten den Rekord nicht kannte. Die Weiß-Roten wären der erste Finalist seit 2004, der nicht aus den vier großen europäischen Ligen England, Spanien, Deutschland und Italien kommt.

Die Zeitung "De Volkskrant" wurde poetisch angesichts des Märchens vom Außenseiter, der sich durch drei Qualifikationsrunden schlagen musste, dort unter anderem Sturm Graz eliminierte. "Diese Mannschaft hat die Ehre von so manchem Spitzenclub verletzt. Mit Fußball, der von Herzen kommt", schrieb das Blatt. "Das ist ein Geschenk für den Fußball liebenden Teil der Menschheit." Auch der "Daily Mirror" aus England schwärmte: "Dieser jungen und furchtlosen Mannschaft zuzusehen, ist eine absolute Freude."

TV-Rekord

Das Halbfinal-Hinspiel hat in den Niederlanden TV-Geschichte geschrieben. Rund 4,1 Millionen Zuschauer sahen den 1:0-Sieg des niederländischen Fußball-Rekordmeisters am Dienstag, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Einschaltquoten hervorgeht. Noch nie zuvor hatte ein Spiel eines niederländischen Clubs so viele TV-Zuschauer erreicht.

Der alte Rekord stammte aus dem Jahr 2005, als rund 3,8 Millionen Niederländer das Champions-League-Halbfinale zwischen PSV Eindhoven und AC Milan verfolgten. Ajax ist allerdings noch weit von der besten Quote in der TV-Geschichte der Niederlande entfernt. Beim WM-Halbfinale 2014 gegen Argentinien schauten gut neun Millionen der knapp 17 Millionen Einwohner zu, wie "Oranje" im Elfmeterschießen verlor. (APA, 1.5.2019)