Verena Fuchsberger ist studierte Erziehungswissenschafterin und Psychologin.

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Die Fragestellungen von Verena Fuchsberger haben stets eine Prämisse: dass die Verschmelzung von Mensch und Maschine schon voll im Gange ist. "Sobald man ins Auto steigt oder die Lohnverrechnung über ein Computerprogramm passiert, ist man zumindest indirekt davon betroffen." Fuchsberger forscht am Center for Human-Computer Interaction der Universität Salzburg und beschäftigt sich dort mit Chancen und Risiken dieser Entwicklung. Insbesondere interessiert sie sich dabei für Menschen, für die die Welt durch eine fortschreitende Digitalisierung weniger greifbar zu werden scheint. Für sie werden haptische Elemente in digitale Prozesse eingegliedert.

Das kann so aussehen: Für ihr aktuelles Projekt hatte die studierte Erziehungswissenschafterin und Psychologin bemerkt, dass in der Onlinekommunikation zwischen Großeltern und Enkelkindern Dinge fehlen, die für beide Generationen ganz wichtig sind – wie etwa gemeinsam in den Wald zu gehen und Blätter zu sammeln oder ein gemeinsames Spiel zu spielen. "Sie gehen verloren, wenn wir sie nur digital abbilden." Wäre es also hilfreich, wenn sich ein Würfel auch auf dem Bildschirm des Gegenübers bewegt und entsprechende Geräusche macht, sobald man ihn wirft? Oder sich eine Sanduhr automatisch auch beim anderen dreht, sobald man das selbst macht?

Verbesserte Qualität der Kommunikation

"Wir überlegen uns zum Beispiel, wie synchron das sein müsste, um Erlebnisse dadurch möglich zu machen und die Qualität der Kommunikation über die Distanz zu verbessern." Die Entwicklung eines Prototyps ist genauso relevant wie die Beantwortung sozialwissenschaftlicher Fragen, etwa rund um die Wirkung auf die Testpersonen. "Wobei das bei uns Hand in Hand geht", sagt sie.

Schon in ihrer Diplomarbeit beschäftigte sich Fuchsberger mit dem Thema Senioren und Technologie. Ältere Menschen würden öfter so dargestellt werden, als hätten sie keine Wahl und würden neue Technologien nicht nützen wollen oder können. "Ich wollte aber wissen, wieso sie die Technologie verweigern, und es als aktiven Prozess darstellen." Meist hänge die Verweigerung auch von der konkreten Lebenssituation ab. Zieht das Enkelkind weit weg, bekommen digitale Möglichkeiten plötzlich einen anderen Stellenwert, sagt die 1983 in Oberösterreich geborene Forscherin.

Hedy-Lamarr-Preisträgerin

Sie selbst ist keine Technologieverweigerin, jedoch dürfe man sich ihr Zuhause auch nicht wie ein hochmodernes Smart Home vorstellen. Entscheidend für ihre Arbeit sei lediglich die Neugierde an neuen Dingen und eine gewisse Affinität für Technologie. Fuchsberger ist auch die erste Hedy-Lamarr-Preisträgerin, eine mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung der Stadt Wien für Frauen im Bereich der Informationstechnologie.

Dieser Bereich sei immer noch männerdominiert. Obwohl es immer problematisch sei, einen Preis nur an Frauen zu verleihen, funktionierten das Sichtbarmachen und die Vorbildwirkung im Moment nur so, sagt Fuchsberger, die im Herbst 2018 kurz vor der Verleihung Mutter wurde: "Für mich war die Resonanz durch den Preis beeindruckend. Er hat mir die eine oder andere Türe geöffnet." (krops, 2.5.2019)