Die neue Aufschrift am Flakturm im Bezirk Mariahilf.

Foto: wurmitzer

Der Flakturm in Wien Mariahilf, bisher mit einem Textkunstwerk Lawrence Weiners gegen Krieg und Faschismus versehen, hat eine neue Zier. Das darin untergebrachte Haus des Meeres wirbt an der Außenseite seines Dachgeschoßes neuerdings mit seinem eigenen Namen und dem Hinweis "Erinnern im Innern".

"Verschandelung"

1991 hatte der amerikanische Konzeptkünstler im Zuge der Wiener Festwochen den Schriftzug "Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht) / Smashed to pieces (in the still of the night)" angebracht und damit an die Geschichte und kriegerische Funktion des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg erinnert. Die als temporäres Werk angedachte Arbeit überdauerte die Festwochen und Weiner überließ sie der Stadt Wien schließlich als Dauerleihgabe. Als gut sichtbares Kunstwerk im öffentlichen Raum und Denkmal prägten die Lettern den sechsten Bezirk.

Seit 2015 ist das Haus des Meeres Eigentümer des Gebäudes. Als 2017 Umbaupläne für den Turm im Esterházypark bekannt wurden, die den Schriftzug in seiner Erscheinung beeinträchtigt hätten, forderte Weiner die Entfernung des Werkes. Der Künstler sprach angesichts der Bauentwürfe von "Verschandelung". Eine angedachte Umsiedelung des Werkes auf einen der Flaktürme im Augarten kam trotz erster positiver Signale nicht zustande. Alle Proteste und offenen Briefe zum Erhalt der durch Irritation Aufmerksamkeit erregenden Arbeit nützten nichts.

Ausstellungstitel

Seit dieser Woche prangt auf dem Flakturm, der derzeit umgebaut wird und zunehmend hinter Glasfassden verschwindet, stattdessen der Schriftzug "Erinnern im Innern". Was – nicht zuletzt indem es sich optisch an Weiners Arbeit anlehnt – auf den schnellen Blick wie ein verschämter Ersatz für das verlorene Kunstwerk und Mahnmal erscheint, ist tatsächlich der Titel einer seit 2009 im Turm gezeigten Ausstellung über Bau und Nutzung der Flaktürme während des Krieges. Weiners Kunstwerk ist nun selbst Teil der Wiener Geschichte. (red, 2.5.2019)