Masern sind wieder in aller Munde: ein kleiner Ausbruch da, ein in der Karibik romantisch hängengebliebenes Kreuzfahrtschiff voller Ungeimpfter dort. Hie und da blöderweise ein Todesfall. Und es wird auch weiterhin herausfordernd bleiben, weil die Masernimpfung noch immer auf Freiwilligkeit beruht.

Masern könnten ja an und für sich schon ausgerottet sein. Die menschliche Dummheit allerdings nicht, und mit ihr in logischer Folge auch die Masern nicht. Was die Menschheit nicht schaffte, will in Deutschland Gesundheitsminister Jens Spahn jetzt offenbar im Alleingang bewältigen. Ob er als Messias taugt, wird sich allerdings noch weisen müssen. Die Nonchalance, mit der Impfgegner wissenschaftliche Erkenntnisse negieren und Verschwörungstheorien und Halbwahrheiten auf Kosten der Gefährdeten verbreiten, ist jedenfalls atemberaubend.

Wer sich ganz viele lustige Pünktchen als erleuchtende spirituelle Erfahrung an den Körper wünscht, soll im Fasching einfach als Leopard gehen oder in Bodypainting investieren. Und wer allen Ernstes in Erwägung zieht, seine Kinder aus ideologischen Gründen einer Krankheit auszusetzen, die potenziell gefährlichen, ja letalen Verlauf nehmen kann, und auch bereit ist, andere immunschwache Menschen im Doppelpack ebenfalls zu gefährden, der ist bedauerlicherweise schon wesentlich früher schrecklich falsch abgebogen. (rab, 6.5.2019)