Neu in der Klasse: Neu- und Quereinsteiger im Lehrerberuf sollen mehr Unterstützung bekommen, fordert Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer.

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Wien – Ein Wiener HTL-Lehrer, der einen Schüler bespuckt hat, ist zuvor offenbar über einen längeren Zeitraum von Schülern aggressiv provoziert worden. Videos, die am Wochenende im Internet verbreitet wurden, zeigen zum Beispiel, wie dem Lehrer ein Tischtennisball an den Kopf geworfen wird oder wie ein Schüler dem Lehrer aus nächster Nähe mit einer Trillerpfeife ins Ohr pfeift. DER STANDARD sieht von der Weiterverbreitung dieser Videos ab.

Der Lehrer, der als Quereinsteiger in seinem ersten Lehrjahr war, wurde vom Unterricht abgezogen. Anfang dieser Woche wird er von der Wiener Bildungsdirektion befragt, man behalte sich dienstrechtliche Konsequenzen vor. Mehrere Schüler sollen in einer Disziplinarkonferenz vorgeladen werden.

Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer sagt im STANDARD-Interview, dass man bei allen Quereinsteigern und Neuanfängern als Lehrer überlegen müsse, wie man den Einstieg in der Klasse begleiten und unterstützen könne. "Bei Quereinsteigern braucht es mehr Unterstützung, mehr Vorbereitung und auch mehr aktive Begleitung von anderen Kolleginnen und Kollegen. Offensichtlich kann der betreffende Lehrer mit der Situation in der Klasse nicht zurechtkommen", führt Himmer aus.

Keine Häufung an HTLs

Himmer weist darauf hin, dass es seit dem Schuljahr 2017/18 erstmals Zahlen über Gewalt in Wiener Schulen gibt, die von der Polizei erhoben wurden. Die 258 Anzeigen damals hätten keine besondere Häufung in HTLs gezeigt – elf seien es gewesen. Man habe seither mehrere Gewaltpräventionsmaßnahmen gestartet, von Maßnahmen mit Grätzelpolizisten, Strategien zur Drogenprävention über den Umgang mit suspendierten Schülern bis hin zu Schulungen für Rechtssicherheit.

In einer Klassensituation überforderte Lehrer könnten laut Himmer beim Arbeitspsychologen in der Bildungsdirektion Hilfe suchen oder bei der Personalvertretung sowie auch bei der Hotline für Soforthilfe für Lehrkräfte (01/525 25-77777). (Gudrun Springer, 5.5.2019)