Besonders für Frauen ist es schwierig, im Sommer einen Schlafplatz in einer Notunterkunft zu bekommen.

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Wien – In der Nacht auf Montag hatte es in Wien nur vier Grad Celsius: ein Wert wie im Winter. Dabei ist längst Mai, an sich der Wonnemonat: Die Freibäder sind bereit für Besucher, die Schanigärten harren der Kundschaft.

Auch die Maßnahmen der Stadt Wien, um Obdachlose und Wohnungslose vor der Kälte zu schützen, sind jahreszeitbedingt bereits ausgelaufen. Ende April endete das Winterpaket. Es handelt sich um eine Notversorgung während der kalten Monate. Reguläre Schlaf- und Betreuungsmöglichkeiten (derzeit rund 6700 ganzjährige Plätze) werden um rund 950 Plätze in Notunterbringungen aufgestockt. Auch Menschen, die ganzjährige Angebote nicht nutzen wollen, und jene, die etwa wegen ihrer Nationalität keinen Anspruch haben, fanden Zuflucht.

Unabhängig von den metrologischen Umständen fordert eine Initiative nun, das Winterpaket auch auf die Sommermonate auszuweiten. Die Gruppe von Sozialarbeitern will ein "Sommerpaket" und damit den Ausbau des Angebots der Winternotquartiere zu einem ganzjährigen Angebot. "Aus unserem Arbeitsalltag heraus stellen wir fest, dass viele Menschen Schwierigkeiten mit den Strukturen höherschwelliger Einrichtungen haben", heißt es in einem offenen Brief an den Fonds Soziales Wien (FSW) und an Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der dem STANDARD vorliegt.

Kaum Plätze für Frauen

Besonders für Frauen sei es schwierig, im Sommer einen Schlafplatz in einer Notunterkunft zu bekommen, so die Basismitarbeiter. Notquartiere für nichtanspruchsberechtigte Frauen fallen im Sommer weg. Das sei auch ein Problem, weil Notquartiere als Schutzraum genutzt werden, etwa von Schwangeren oder von Gewalt Betroffene.

Ein Sprecher des FSW erteilt den Forderungen der Sozialarbeiter allerdings eine Absage. Das Winterpaket könne kein Regelangebot werden, da Sozialhilfeleistungen nur bei rechtmäßigem Aufenthaltsstatus möglich seien. EU-Bürger verlieren den Status ihres rechtmäßigen Aufenthalts, sobald sie das Sozialhilfesystem des Aufenthaltsstaates beanspruchen, so der Sprecher.

Zudem sei der Bedarf im Sommer nicht in diesem Umfang gegeben. Auch aus fachlicher Sicht lehnt der FSW ein Sommerpaket ab. Denn Ziel sei es, Menschen wieder in selbstständiges Wohnen zu bringen, und das gelinge in Regeleinrichtungen besser.

In Sachen Schutz für Frauen weist der FSW auf den Verein MUT hin, der auch Familien aufnimmt, die nicht anspruchsberechtigt sind. Ebenso gibt es mit dem Haus Frida eine Mutter-Kind-Einrichtung für besonders gefährdete Frauen und Kinder mit Migrations- und Fluchterfahrung. (rwh, 7.5.2019)