Es sei zwar nach Brüssel gemeldet worden, werde aber nicht halten, kommentiert Androsch das Budget der Regierung.

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Wien – Der Industrielle, Exfinanzminister und Forschungsratschef Hannes Androsch ortet einen "Stillstand" in Österreich und vermisst Reformen bei Pensionen, Gesundheit, Pflege und Bildung.

An der Steuerreform ließ er am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien kaum ein gutes Haar, hält sie aber für nötig, um die kalte Progression etwas zu dämpfen. Allerdings werde durch die Reform die schon unter Exfinanzminister Karl-Heinz Grasser verschärfte Progression nochmals verschärft, weil die Steuerkurve durch ein Absenken der unteren Tarifstufen steiler werde.

Mache Österreich die längst fälligen "Hausaufgaben" nicht, drohe es weiter an Boden zu verlieren. Unser Land liege "irgendwo im Mittelfeld und kann nicht zur Spitze aufschließen", konstatierte der Expolitiker.

Therapie fehlt

Der Befund sei da, die Diagnose stehe, aber niemand nehme sich der Therapie an, verwies Androsch etwa auf Bildung, Forschung und Entwicklung sowie Innovationen. Teilweise mangle es auch einfach an finanziellen Mitteln, kritisierte er für Forschung und Wissenschaft geplante Kürzungen, für ihn sei das eine "Schmähtandlerei".

Die Budgetvorschau nannte Androsch, von 1970 bis 1981 Finanzminister und ab 1976 auch Vizekanzler, "inkonsistent in sich selbst". Sie sei zwar nach Brüssel gemeldet worden, werde aber nicht halten. Österreich brauche wieder eine Wirtschaftspolitik, forderte der 81-jährige Ex-SPÖ-Politiker und ätzte: "Aber woher soll's denn kommen? Es gibt ja keinen einzigen Ökonomen in der Regierung." Und er stellte fest, seine eigene Partei habe in der Opposition noch nicht Tritt gefasst: "Da ist noch Luft nach oben." (APA, 8.5.2019)