Chicago – Die meisten Raubtiere machen um Stachelschweine einen großen Bogen. Einige Arten dieser Nagetiere zählen mit einen Gewicht von über 20 Kilogramm und einer Körperlänge von mehr als einen Meter zu den größten Vertretern dieser Tiergruppe. Sie sind in Asien und Afrika verbreitet, kommen aber mit einer Art (Hystrix cristata) auch in Südeuropa vor. Mit ihren langen, an der Spitze mit Widerhaken besetzten Stacheln, die sie bei Gefahr aufstellen, können sie sich selbst gegen zudringliche Löwen effektiv zur Wehr setzen. Und doch wollen die Raubkatzen ihre Pfoten nicht von den Stachelschweinen lassen, wie nun eine Studie zeigt – freilich mit den entsprechenden schmerzhaften Folgen. In einigen Fällen bezahlten die Löwen ihren Wagemut sogar mit dem Leben.
Wie ein Biologenteam um Julian Kerbis Peterhans vom Field Museum in Chicago nun herausgefunden hat, sind es meist junge männliche Löwen, die Jagd auf die Stachelschweine machen. Dies sei eine Art Syndrom junger, törichter Männchen, sagte Peterhans. Außerdem scheinen Löwen in einer trockenen Umgebung häufiger Jagd auf Stachelschweine zu machen, als in Regionen mit mehr Alternativen, wie die Wissenschafter im "Journal of East African Natural History" berichten.
Indiz für fehlendes Nahrungsangebot
Sie zogen aus ihren Ergebnissen Schlüsse mit womöglich weitreichenden Konsequenzen: Eigentlich würden Löwen Tiere wie Antilopen, Zebras und Büffel bevorzugen. Wenn sie aber Stachelschweine jagten, sei dies ein Zeichen, dass es ein Problem mit dem Nahrungsangebot in der Umgebung gebe. Dies könnte auch eine Bedrohung für Menschen und ihr Vieh darstellen.
Die Wissenschafter untersuchten nach Angaben des Museums die Beziehung zwischen Löwen und Stachelschweinen anhand teilweise alter wissenschaftlicher Literatur, Zeitungsartikel und sogar Youtube-Videos. Sie fanden demnach Hinweise auf rund 50 Vorfälle, in denen Löwen von Stachelschweinen verletzt oder sogar getötet wurden. (red, APA, 8.5.2019)