BWL ist beliebt: Im vergangenen Wintersemester entschied sich mehr als jeder zehnte Studienanfänger für ein betriebswirtschaftliches Studium. Das zeigen Zahlen des Wissenschaftsministeriums. Doch macht ein BWL-Studium wirklich fit für die Arbeitswelt?

Aktuell gibt es jedenfalls mehr und mehr Bestrebungen, Ökonomie mit anderen Fachrichtungen zu verbinden. Darunter auch mit einer, die auf den ersten Blick gar nicht dazu zu passen scheint: der Philosophie. Im Herbst 2019 startet an der Uni Wien der Master Philosophy and Economics. Wer das Studium abschließt, soll in der Lage sein, Probleme ganzheitlich zu lösen, sagt Studiengangleiter Felix Pinkert in einem Interview.

Die Idee, Ökonomie und Philosophie zu verbinden, ist nicht ganz neu. In England haben entsprechende Studienrichtungen eine lange Tradition. Im deutschsprachigen Raum war die Universität Bayreuth die erste, die ein solches Studium angeboten hat. Seit fast hundert Jahren gibt es dort das Programm "Philosophy and Economics", das angeblich eines der erfolgreichsten ist. An der Universität Salzburg kann man seit 2016 "Philosophie, Politik und Ökonomie" studieren. Es war das erste Bachelorstudium mit dieser Kombination in Österreich. Und es sei sehr beliebt, sagt Mitinitiator Hannes Winner. "Unser Plan war, die Nische zu bedienen. Das Programm war aber deutlich erfolgreicher, als wir dachten." Man startete mit 40 Neuanfängern pro Semester, diese Zahl hat sich verdoppelt.

Die ganz großen Fragen

Über die Motivation, das Studium zu initiieren, sagt Winner: "Die Schülerinnen und Schüler sind oft an den großen Fragen der Gesellschaft interessiert, wie Armut oder Klimawandel. Danach studieren sie Fächer, bei denen es nicht mehr um diese Fragen geht. Das ist schade." Winner, selbst Ökonom, findet, dass sein Fach eine Ergänzung braucht. "Ökonomen tätigen oft Aussagen, die dann von Experten einer anderen Disziplin zu bewerten sind", sagt er und nennt als Beispiel die Diskussion um die bedarfsorientierte Mindestsicherung: "Da kann man natürlich als Ökonom sagen: Dieses oder jenes Modell eignet sich gut, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ob dieses Ziel überhaupt gesellschaftlich wünschenswert ist, können Philosophen besser beurteilen." Sie seien geübt, über Ethik und Moral nachzudenken. Zu beurteilen, ob eine Idee auch umsetzbar ist, obliege wiederum Politikwissenschaftern.

Wer eine Fächerkombination studiert, ist Ökonom, Politik wissenschafter und Philosoph in einem. Und damit sei man hervorragend für die Arbeitswelt gewappnet, glaubt Winner. "Betriebe stehen auch oft vor Problemen und brauchen Querdenker. Sie denken das Problem neu." Und die Liste potenzieller Arbeitgeber für Absolventen sei lang. Sie umfasse internationale Konzerne, aber auch öffentliche Institutionen, politische Parteien oder NGOs.

Winner ist davon überzeugt, dass der Trend grundsätzlich in Richtung Interdisziplinarität, also der Verbindungen verschiedener Fachrichtungen geht. Das sagt auch Hochschulexpertin Martina Gaisch: "In unserer schnell lebigen Zeit braucht es Kreativität und Innovation. Und die werden durch interdisziplinäre Querbezüge weit eher gefördert als durch eindimensionale fachliche Tiefe." (Lisa Breit, 14.5.2019)