Haben Sie schon einmal eine Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte gesehen? Falls nicht, gibt es auch keine Gelegenheit mehr dazu. Das kleine Nagetier wurde im Februar von Biologen als definitiv ausgestorben eingestuft. Wen soll es schon interessieren, ob dieses Geschöpf nun auf einer winzigen Sandinsel vor Australien umherwuselt oder nicht? Sie, mich, uns alle! Die Mosaikschwanzratte gilt als das erste Säugetier, das nachweislich an den Folgen des Klimawandels zugrunde gegangen ist.

Es wird bei Weitem nicht das letzte sein. Anfang der Woche bestätigte der Biodiversitätsrat der Vereinten Nationen erstmals umfassend, was schon unzählige Studien befürchten ließen: Das Artensterben schreitet in einem beispiellosen Tempo voran. Schuld daran ist in erster Linie der Mensch. Sei es durch das Anheizen des Klimawandels, durch die extensive Landwirtschaft oder die Verbauung von Flüssen: Kaum ein Ökosystem unseres Planeten ist vor den Machenschaften von Homo sapiens noch sicher.

Das ist nicht nur ein Problem für Artenschützer und Naturliebhaber. Es ist ein existenzielles Problem, das den Verursachern auf den Kopf zu fallen droht. Die Zeit ist überreif, Umweltschutz nicht als eine von unserer eigenen Spezies abgekoppelte, löbliche Bemühung zu begreifen. Er ist die Grundvoraussetzung für unseren eigenen Fortbestand. Die Erde hat schon einige Massenaussterben locker weggesteckt. Für Mosaikratten und Menschen gilt das nicht. (David Rennert, 8.5.2019)