Wurde in Wien und Berlin bei der Staatsanwaltschaft angezeigt: Jan Böhmermann (hier bei der Romy-Gala 2018).

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Wien – Die umstrittenen Aussagen des deutschen Satirikers Jan Böhmermann im ORF-"Kulturmontag" haben jetzt auch ein juristisches Nachspiel: Die Wiener Anwaltskanzlei List hat Böhmermann wegen des Verdachts der Herabwürdigung des Staates Österreich bei der Staatsanwaltschaft Wien sowie in Berlin angezeigt. Rechtsanwalt Wolfgang List bestätigte einen entsprechenden "Heute"-Bericht am Donnerstag gegenüber dem STANDARD.

"Es geht nicht, dass ein deutscher Satiriker acht Millionen Österreicher als debil bezeichnet", sagt List. Mit der Anzeige wolle er "ein Zeichen setzen". Weiters solle man Personen wie Böhmermann "kein Podium geben".

Der Anwalt, der auch eine Sammelklage hinsichtlich der Höhe der GIS-Gebühren vertritt, betont, dass er keiner politischen Partei nahestehe und es keinen externen Auftraggeber gebe. Böhmermanns Äußerungen hätten ihn persönlich als Staatsbürger gestört.

Ärger auch über "Versicherungsvertreter mit Haargel"

Böhmermann war in dem "Kulturmontag"-Beitrag über seine Ausstellung in Graz auf ein Zitat Thomas Bernhards angesprochen worden, in dem dieser die Österreicher als "sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige" bezeichnet hatte. Böhmermann nahm das Stichwort auf und sagte: "Das Rad der Zeit hat sich ja weitergedreht: Jetzt sind es schon acht Millionen Debile."

Böhmermann reagiert auf Twitter so:

In der dem STANDARD vorliegenden Sachverhaltsdarstellung ebenfalls angeführt werden Böhmermanns Anspielung auf Bundeskanzler Sebastian Kurz ("32-jähriger Versicherungsvertreter mit viel Haargel") und der Vorwurf an Vizekanzler Heinz-Christian Strache, dass dieser auf Facebook "volksverhetzende Scheiße" raushaue. (glicka, 9.5.2019)