Wirft Armin Wolf das Verfolgen einer "Wolf-Agenda" vor: ORF-Stiftungsratschef Norbert Steger.

Screenshot: NDR

Wien – Es sei lächerlich, von einer Bedrohung der Pressefreiheit in Österreich zu reden: Der von den Freiheitlichen gestellte ORF-Stiftungsratschef Norbert Steger äußerte sich in einem Interview mit dem Medienmagazin "Zapp" des NDR erneut zu Armin Wolf und Co. Er habe nichts gegen kritische Interviews, so Steger gegenüber Caroline Schmidt, um zu präzisieren: "Ich habe etwas dagegen, jeden kleinen Blödsinn mit der NSDAP zu vergleichen."

Armin Wolf hatte bei einem Interview mit dem FPÖ-EU-Spitzenkandidaten Harald Vilimsky in der "ZiB 2" eine Karikatur der berüchtigten Nazi-Wochenzeitung "Der Stürmer" mit einem Plakat des Rings Freiheitlicher Studenten Steiermark konfrontiert. Wolf habe mit der Fragestellung "schon ein Urteil gesprochen", kritisierte Steger: "Die wirkliche Gemeinheit war, das Ermorden von Juden, das kann man doch alles nicht gleichstellen, die sind ja nicht gekommen (...), das waren unsere Bürger." Jüdische Bürger wie Stefan Zweig und Gustav Mahler seien Träger der europäischen Kultur gewesen. Steger weiter: "Das ist doch ein Unterschied, wenn eine politische Gruppe jetzt dagegen auftritt, dass Fremde kommen. Im Übrigen, der Österreicher ist überhaupt nicht fremdenfeindlich, er hat nur gerne die Fremden, wenn sie kommen, dass sie Geld dalassen."

Zum Vorwurf, dass der ORF mittlerweile der Hauptgegner der FPÖ sei, sagte Steger, das sei "lächerlich". Es stimme aber, dass Teile der FPÖ "aus Gründen, die ich nicht teile und nicht schätze und mir nicht wünsche, meinen, sie können bei bestimmten Wählern punkten, wenn sie den ORF angreifen".

Rücktrittsforderung zu weitgehend

Wolf verfolge eine Agenda, "die Wolf-Agenda, die Eitelkeit", erneuerte Steger seine Kritik an dem ORF-Journalisten, dem er in einem früheren Interview ein Sabbatical nahegelegt hat. Eine Rücktrittsaufforderung ginge aber zu weit. Führende Journalisten sollten sich laut Steger "nicht aus Eitelkeit selbst erhöhen", sondern an den Mehrwert fürs Publikum denken: "Themen setzen, ja, Informationen bringen, ja, scharfe Interviews machen, ja, aber nicht politisch tätig sein." Wo die Grenze für Steger liegt? Wenn eine "linke Kampagne" über Wochen laufe und "Einzelfälle" wie das "Stürmer"-Plakat aufgreife.

Dass Österreich binnen eines Jahres auf der von Reporter ohne Grenzen (ROG) veröffentlichten Jahresliste zur Pressefreiheit von Platz elf auf 16 abgerutscht ist, beunruhigt Steger nicht weiter: "Im Fußball wäre ich froh, wenn wir nur auf Platz 16 zurückfallen." Man müsse wissen, dass es sich bei ROG um eine Privatvereinigung handle und die Einschätzung für Österreich von einem Funktionär des Bunds Sozialistischer Akademiker stamme: "Dessen Bewertung ist halt so, meine ist nicht so." Die Lage der Pressefreiheit in Österreich haben mehrere Experten für Reporter ohne Grenzen bewertet. (red, 9.5.2019)