"Jahrmarkt des Lebens" (1936): In dieser satirischen Komposition schildert Oskar Laske in unzähligen Szenen die Käuflichkeit in all ihren Dimensionen.

Foto: Dorotheum Linz

Dass die Brau-Union Kunstwerke ihr Eigen nennt, war selbst informierten Akteuren des heimischen Kunsthandels nicht geläufig. Das änderte sich diese Woche, als im Dorotheum Linz eine erste Tranche an Gemälden zur Auktion gelangte. Einige Arbeiten werden demnächst online versteigert.

Um eine klassische Firmenkollektion handelte es sich dabei allerdings nicht, betont Pressesprecherin Gabriela Straka auf Anfrage. Vielmehr hatten sich die Gemälde und Grafiken im Laufe der Jahre über die Übernahme von Brauereibetrieben angesammelt. Das spiegelt sich auch in der Charakteristik, einer Melange aus Werken Alter Meister, des 19. Jahrhunderts, der Moderne und Zeitgenössischem.

Für die Werke, die zuletzt mehrheitlich in einem Depot lagerten, hatte man keine Verwendung und entschloss sich zum Verkauf. Eine Art Frühjahrsputz, der der Brau-Union ein besseres Ergebnis bescherte, als man angesichts der ursprünglich angesetzten Schätzwerte des Auktionshauses hätte vermuten können: knapp 273.000 Euro brutto, wovon das Dorotheum Provision und Gebühren einbehalten wird. Einen wesentlichen Anteil daran hatte ein neuer Auktionsweltrekord für ein Gemälde von Oskar Laske.

Satire auf die Käuflichkeit

"Jahrmarkt des Lebens" titelte Laske 1936 die satirische Komposition, in der er die Käuflichkeit in all ihren Dimensionen schildert und die er in seinen autobiografischen Notizen beschrieb: "Man sieht die Börse der Welt, die sorgfältig mit Verkaufsbuden bedeckt ist. Kauf und Verkauf von Würden, Ämtern, Ehrenzeichen, auch Kronen, von Männern, die Frauen kaufen und verhandeln, Frauen, die Männer einhandeln, auch Kriegsgerät, dem Nächsten zum Verderb, für Geld ist alles zu haben, und dazwischen schlängeln sich Bestechungsketten hindurch …".

Ein zeitloses Thema, das Laske in der für ihn typischen Weise ironisch, karikierend und humorvoll darzustellen verstand. Dementsprechend groß war das Interesse bei der Auktion: Mehrere Interessenten trieben den Preis innert Minuten von 26.000 Euro (Rufpreis) auf 176.949 Euro (inklusive Aufgeld). Wer der erfolgreiche Bieter war? Walter Freller, Kunsthändler aus Linz, wie er auf Anfrage bestätigt.

Ein Kaiser für die Sammlung Liechtenstein

Eine weitere Überraschung bescherte ein der Forschung bislang unbekanntes Porträt "Kaiser Franz I. von Österreich", das Friedrich von Amerling um 1832 malte. Es zeigt den Kaiser nicht in repräsentativem Herrscherornat, sondern in einem schlichten Hausrock. Im Gegensatz zum Pendant im Bestand des Belvedere ist es jenes aus dem Besitz der Brau-Union nicht signiert.

Für Johann Kräftner, den Direktor der Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein, war das nicht von Belang: "Ein fantastisches Porträt, das die Psyche offenlegte, die ganze Zwiespältigkeit dieser Person samt verschlagenem Blick", schwärmt er. Für 35.785 Euro fand das Bildnis in der Sammlung des Fürsten Liechtenstein eine neue Heimat und wird künftig im Wiener Stadtpalais zu sehen sein. (Olga Kronsteiner, 9.5.2019)