Der EU-Gipfel von Sibiu hätte ein Treffen des großen Aufbruchs der Europäischen Union werden sollen. So sah das die Regie der beiden EU-Präsidenten Jean-Claude Juncker und Donald Tusk schon im Herbst 2017 vor.

In ihrer "leader's agenda" war geplant: Das Vereinigte Königreich tritt am 29. März 2019 aus der Union aus. Die Chefs der verbleibenden 27 Mitgliedstaaten treffen einander vor den EU-Wahlen. Sie verkünden ihren 440 Millionen EU-Bürgern (ohne Briten) eine strahlende Zukunft – mit einer neuen "globalen Strategie", dem Willen zur internen Reform, zu mehr Effizienz und tieferer Integration.

Auch eine Reform der EU-Verträge war angedacht – was Kanzler Sebastian Kurz als Wahlkampfhit zuletzt aufgriff.

Pech für die EU-27: Der schöne Plan hat nicht funktioniert. Die störrischen Briten sind immer noch in der EU, nehmen an Wahlen teil. Bevor man nicht weiß, wie der Brexit gelöst wird (bzw. ob die Briten bleiben), sind EU-Reformen Illusion. In Transsylvanien wurde eine "Erklärung von Sibiu" hervorgebracht, mit Sätzen wie: "Wir bleiben geeint, durch dick und dünn", oder: "Wir werden liefern, wo es am meisten von Bedeutung ist." Premierministerlyrik.

Darüber werden Europas Bürger kaum jubeln. Noch ärger aber ist es, wenn Präsident Macron und einige Premiers zwei Wochen vor den Wahlen verkünden, dass Spitzenkandidaten der Parteien nur Bluff sind; dass keiner von ihnen Kommissionschef werden soll. Ein Gipfel der Arroganz. (Thomas Mayer, 9.5.2019)