Die größte "Challenge", sagen Unternehmen, sei es, gute Leute zu finden und zu halten. Große Not wird verkündet. Tonnenweise Umfragen, Studien, Presseveranstaltungen sonder Zahl zum Mangel, zur Fluktuation, zur fehlenden Motivation.

Warum ist das so? Sicher nicht, weil Menschen grundsätzlich arbeitsscheu, faul, opportunistisch, dumm und korrupt sind.

Haben "gute" Firmen nicht doch weniger Probleme mit mangelnder Arbeitskraft, mangelndem Einsatz und mangelnder Innovation? Die Annahme ist doch zulässig, dass Menschen gern eine Arbeit machen, für die sie fair bezahlt werden, Wertschätzung erhalten und bei der etwas gemeinsames Ganzes entsteht, das auch sichtbar ist.

Ein Lebenselixier

Identitätsstiftendes, als sinnvoll erfühltes Tun ist erforschtermaßen ein Lebenselixier. Es ist eigentlich gar nicht so leicht, einem das Streben nach einem sinnvollen Platz in der Gemeinschaft auszutreiben. Da muss schon anhaltend viel passieren – Krieg gegen Mitarbeiter. Mittels unfähiger Führung, sinnentleerter Prozesse, mieser Ressourcenausstattung und unter gnadenlosem Macht- und Konkurrenzimperativ in der Organisation.

Dann darf man einander nicht mögen, dann ist es nie genug, und dann ist alles, was ungefragt und extra getan wird, irrelevant und wird auch so zurückgespiegelt.

Das Ergebnis? Organisationaler Burnout, kaputte Menschen. Das spricht sich natürlich herum und bestimmt die Reputation der Firma. Attraktiver Arbeitgeber? Die Antwort kann jeder geben.

Wenn im algorithmischen Zeitalter angeblich der Mensch ins Zentrum rückt, ist doch alles ganz leicht und einfach, was gegen die furchtbare Not an "Talenten" zu tun ist. Braucht auch nicht sehr viele teure Zertifikate. Herzensbildung kostet nichts. Breitet sich aber "viral" aus und ist sehr anziehend.

Ach, ich bin ja so naiv. (Karin Bauer, 14.5.2019)