Der Regisseur und seine Schauspielerin: Teil 1 von "3 Episodes of Life" von Markus Öhrn

Nurith Wagner-Strauß

Machtausübung hat kein Gesicht, nur die Mechanismen sind ähnlich. Auf diese konzentriert sich der schwedische Performancekünstler Markus Öhrn in seinen Arbeiten bei den Wiener Festwochen. In Conte d’Amour (2012) behandelte er den Fall Fritzl, in Häusliche Gewalt (2018) ging es um ebendiese. Thema seiner jüngsten, dreiteiligen Arbeit 3 Episodes of Life, deren erster Teil nun Uraufführung im Studio Molière hatte, ist Machtmissbrauch im Stile Harvey Weinsteins. Die #MeToo-Debatte lässt grüßen!

Ein Regisseur probt mit vier Performerinnen "Bühnenkunst", die aus gut aufgewärmt "Ficken" besteht. Haha! Er drückt die Hintern der Turnerinnen sachte zu Boden und lobt, wie sie sich hineinsteigern. Eine Aspirantin kommt hinzu: Bewährungsprobe!

Silent Movie Theatre

Das alles läuft als aufgezeichneter Film über eine große Videoleinwand, auf der Bühne selbst agieren Thereminspielerin Dorit Chrysler und Arno Waschk (Klavier, musikalische Leitung). Die Dialoge zwischen Regisseur und Spielerinnen werden wie im Stummfilm eingeblendet, deshalb nennt Öhrn das "Silent Movie Theatre". Klingt interessant, aber leider ist die Form deutlich spannender als der Inhalt.

Denn über klischeehafte Gegenüberstellungen (Maestro versus Hascherl-Frauen) geht die Auseinandersetzung nicht hinaus. Die Darsteller sind als Mann und Frauen formalisiert: Sie tragen Masken mit obszönen Schlauchbootlippen. Florentina Holzinger hat im Umgang mit Sperma und Scheiße deutlich mehr Fantasie. Cliffhanger: In Folge 2 erwartet der Maestro seine Aspirantin im Hotelzimmer. (Margarete Affenzeller, 13.5.2019)