Welche legalen oder illegalen Drogen konsumieren Sie? Diese Frage stellt DER STANDARD jedes Jahr im Herbst seinen Leserinnen und Lesern. Als Kooperationspartner der Global Drug Survey (GDS), der weltweit größten unabhängigen wissenschaftlichen Drogenumfrage, wollen wir mithelfen, den Drogenkonsum sicherer zu machen. Es geht nicht nur darum zu erfahren, wie oft, wie viel und aus welchen Gründen Alkohol getrunken, Tabak geraucht, Cannabis konsumiert oder zu Ecstasy, LSD oder Koks gegriffen wird, sondern auch um Tipps zu einem sichereren Umgang mit Drogen, um unnötige Risiken und Gesundheitsschäden zu verringern.

Themen wie Fairtrade-Kokain und das Preis-Leistungs-Verhältnis wurden diesmal abgefragt.
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Insgesamt nahmen im Vorjahr rund 124.000 Menschen aus mehr als 30 Ländern an der anonymen Onlinebefragung teil. Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ, betonen die Studienautoren, sie liefern allerdings wichtige Daten dazu, warum und wie oft Menschen zu Drogen greifen. Für den aktuellen Bericht haben knapp 2.500 Personen aus Österreich teilgenommen, darunter viele Leserinnen und Leser des STANDARD. Das entspricht rund zwei Prozent des Gesamtsamples. Deutschland ist mit rund 35.000 Probanden (28 Prozent) am stärksten vertreten.

Junge Teilnehmer

Das Durchschnittsalter der österreichischen Teilnehmer lag mit 27 Jahren etwas unter dem Gesamtmittel von 29 Jahren. Rund die Hälfte der Befragten war zum Zeitpunkt der Erhebung jünger als 25 Jahre. Der Anteil der Männer in der Österreich-Stichprobe machte fast zwei Drittel aus (61,4 Prozent).

Was wenig überrascht: Am häufigsten greifen die Österreicher zu Alkohol. Neun von zehn Studienteilnehmern (89,4 Prozent) haben in den vergangen zwölf Monaten Bier, Wein oder sonstige Alkoholika getrunken. Was die durchschnittliche Anzahl der Räusche betrifft, liegen allerdings die Briten und US-Amerikaner mit 51 bzw. 50 betrunkenen Tagen oder Nächten deutlich voran. Die österreichischen Befragten trinken etwa im 14-Tages-Rhythmus einen über den Durst (durchschnittlich 29 Räusche in den vergangenen zwölf Monaten).

Immer wieder werden in der GDS auch spezifische Themen abgefragt, in diesem Jahr wurde etwa die Frage gestellt, wie viele Tage, die sie betrunken waren, die Befragten bereut haben. Für Österreich hat sich gezeigt: Die Personen, die an der Umfrage teilnahmen, haben 27 Prozent ihrer Räusche bereut, 73 Prozent waren gute Erlebnisse.

Cannabis ist beliebter als Tabak

Überraschend ist, dass in Österreich Cannabis mit 69 Prozent auf Platz zwei liegt, noch vor dem Tabakkonsum (67 Prozent). Relativ populär sind außerdem Ecstasy und Kokain, das von etwa einem Drittel der österreichischen Probanden im vergangenen Jahr konsumiert wurde.

Apropos Kokain: Jedes Jahr wird in der Umfrage nach dem Preis für ein Gramm Kokain gefragt. Wie auch schon in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Österreich in dieser Kategorie im oberen Preissegment liegt.

Ein weiteres Thema, das dem Geist der Zeit entsprechen dürfte und heuer erstmals abgefragt wurde, ist: Wie viel wären Sie bereit, mehr für Fairtrade-Kokain zu bezahlen? Das Ergebnis: 71 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Kokain konsumiert haben, befürworten einen regulierten Kokainmarkt. Sie wären bereit, 25 Prozent mehr zu zahlen, wenn das Kokain über legale Wege und ohne Gewalt in ihr Land eingeführt werden könnte.

"Der Kokainkonsum hat in der westlichen Welt schleichend zugenommen, der Reinheitsgrad ebenso. In Ländern, denen es finanziell gut geht, gibt es zwei verschiedene Märkte, sodass besseres Kokain (weniger gestreckt) zu einem höheren Preis erworben werden kann. Die Gewalt und Ungleichheiten in den Herstellungsländern werden damit jedoch nicht besser, und je mehr Wettbewerb, desto mehr Unruhen gibt es zwischen den Kartellen", erklärt Larissa Maier, Co-Autorin der GDS.

Weiters wurden die Umfrageteilnehmer gefragt, wie oft sie nach dem Konsum welcher Droge medizinische Hilfe benötigt haben und infolge dessen ins Spital eingeliefert wurden. Auffällig ist, dass die Zahlen bei synthetischen Cannabinoiden hoch sind. Maier dazu: "Die Effekte von Cannabis sind grundsätzlich besser vorhersehbar als bei synthetischem Cannabis, das meist auch viel stärker wirkt und oft auch psychotisch, was mit Selbstverletzung einhergehen kann. Außerdem werden sie oft als Pulver konsumiert (z. B. Spice), wobei der Inhalt größtenteils unbekannt ist und nicht zwingend dem entspricht, was auf der Packung oder auf der Website angegeben ist."

Gemischter Konsum

Die Hospitalisierungen unter den Menschen, die die Substanzen konsumiert haben und danach eine Notfallbehandlung in Anspruch nahmen, ist für beide Substanzen hoch, wenn man das ins Verhältnis setzt: Von 64.000 Personen, die im letzten Jahr Cannabis konsumiert haben, haben 0,7 Prozent (448 Personen) eine Notfallbehandlung in Anspruch genommen – davon die Hälfte mit Hospitalisierung. Von 1.500 Personen, die synthetische Cannabinoide konsumiert haben, gaben 2,9 Prozent (44 Personen) an, einen Notfall erlebt zu haben, davon 90 Prozent mit Hospitalisierung.

Zudem müsse bei allen Notfallbehandlungen berücksichtigt werden, so Maier, dass der Notfall oftmals mit dem Mischkonsum mehrerer Substanzen verbunden ist – allen voran Alkohol.

Um das wahrgenommene Preis-Leistungs-Verhältnis ging es in einer weiteren Frage an die Konsumenten und Konsumentinnen. "Dabei spielen sowohl Preis als auch Effekt – und damit verbunden die Qualität der Substanz, spezifische Wirkung und Wirkdauer – eine Rolle", sagt Maier.

LSD wird gut bewertet, da für relativ wenig Geld eine relativ lange, acht bis zwölf Stunden andauernde Wirkung erzielt werden kann und die Substanz grundsätzlich immer verlässlich wirkt. "Das heißt, nach der Einnahme eines Tabs gibt es nichts, was die Wirkung stoppen kann, und eine höhere Dosis verstärkt lediglich die Halluzinationen. Die Personen, die LSD konsumieren, wissen also, was sie erwartet, und sind mit der Wirkung für den genannten Preis zufrieden", so die Co-Autorin.

Anders bei Kokain: Für einen relativ hohen Preis bekommt man vergleichsweise wenig, und die Qualität ist nicht immer gut, "weil an jeder Stelle der Supply-Chain nochmals Streckmittel hinzugefügt werden", erklärt Maier. (Bernadette Redl, Günther Brandstetter, Daniela Yeoh, 16.5.2019)