Biegsam und leicht sind die Solarmodule, die DAS Energy in Wiener Neustadt entwickelt und in Kleinserie baut. Nun sucht Firmengründer Christian Dries einen geeigneten Standort für die Produktion von Dachfolien, in die Solarpaneele integriert sind. Zudem denkt er an ein weltweites Franchisesystem.

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Er hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich und startet jetzt mit 61 Jahren noch einmal ordentlich durch: Christian Dries, lange Zeit Geschäftsführer von Mitsubishi in Deutschland, Pilot und – als Gründer und CEO von Diamond Aircraft in Wiener Neustadt – bis vor zwei Jahren auch Flugzeugbauer, ist bei der Sonne gelandet. Der gebürtige Deutsche will mit seinem jüngsten Unternehmen DAS Energy den Photovoltaikmarkt umrühren.

Die Buchstabenfolge DAS stand ursprünglich für Diamond Aircraft Solar. Viel Ingenieurleistung, die im Flugzeugbau vorhanden war, ist in das Solarunternehmen geflossen. Für ihn sei in der existenzgefährdenden Krise, in die Diamond Aircraft im Gefolge der Lehman-Pleite, der anschließenden Finanzkrise samt Nachfrageeinbruch schlitterte, klar gewesen: "Wir müssen diversifizieren". Da er "schon immer ein bisschen ein Umweltfreak gewesen" sei, habe Photovoltaik als Diversifizierungsrichtung eine gewisse Logik gehabt, sagte Dries dem STANDARD.

Strom für Insellösungen

Dries hat Diamond Aircraft Ende 2017 an Wanfeng Aviation Industry aus China verkauft; Solarpaneele lässt er aber immer noch entwickeln und in Kleinserien bauen – in unterschiedlicher Konfiguration in einem neuen Werk unweit von Diamond Aircraft beim Flugplatz Wiener Neustadt. Nun sieht Dries die Zeit aber reif, in die Breite zu gehen.

"Unser Ziel ist es, Fotovoltaik in die Architektur zu integrieren und mittels Solarpaneelen Strom auch dorthin zu bringen, wo die Menschen noch keinen regelmäßigen Zugang zu elektrischer Energie haben", sagt Dries. Das Spezielle an "seinen" Paneelen sei, dass sie dünn und biegsam sind und ohne Tragkonstruktion direkt auf Dächer und Fassaden geklebt werden können. Damit geht eine deutliche Gewichtsreduktion einher. Dem liegt ein patentiertes Verfahren zugrunde, wie Photovoltaikzellen in Module integriert werden. Vereinfacht gesagt bestehen die Paneele aus glasfaserverstärktem Kunststoff, eine Weiterentwicklung aus dem Flugzeugbau. Durch eine spezielle Oberflächenstruktur, die sich bei herkömmlicher Glasbeschichtung wirtschaftlich nicht rechne, sei die Energieausbeute selbst bei flacher Sonneneinstrahlung hoch.

Für die Massenproduktion denkt Dries an ein Franchisesystem. "Innerhalb der nächsten zwei Jahre werden in anderen Teilen der Welt Fabriken entstehen, die nach unserer Lizenz Paneele bauen und von uns den Rohstoff beziehen", sagt Dries. Kontakte seien geknüpft, man stehe kurz vor der Unterschrift. Sowohl in Kanada als auch im arabischen Raum soll es Produktionsstätten geben. Bei der Intersolar in München, der bis Freitag stattfindenden größten Solarmesse Europas, will Dries für seine Ideen werben.

Mobile Kraftwerke

Die rund 40 Mitarbeiter, die DAS Energy in Wiener Neustadt beschäftigt, tüfteln unter anderem an Konstruktionen für mobile Kraftwerke. Laut Dries würden diese "zu Tausenden in Afrika gebraucht". Das Grundprinzip sei einfach. Man nehme zwei Container à 20 Fuß, stelle sie im Abstand von 40 Metern auf und spanne dazwischen Seile. Die Solarpaneele werden über die Seile hinein- und herausgeschoben, in einem der zwei Container sind die Speichermedien untergebracht. "Wir werden einen Prototyp bauen und zeigen, dass das funktioniert", sagt Dries. Der Prototyp soll spätestens Mitte September fertig sein. Dann will ihn Dries bei einem Event der Vereinten Nationen vorstellen. "Ich suche ernst zu nehmende Partner dafür." Sollte niemand anbeißen, werde er das selbst durchziehen.

Suche nach Werksstandort

Ein weiteres Einsatzgebiet für die Stromgewinnung seien Dachfolien. Eine Dachsanierung gehe schnell ins Geld, weil der Gesetzgeber die höchsten thermischen Standards vorschreibe. Viele ließen deshalb die Finger davon. "Jetzt können Unternehmen eine Photovoltaikanlage beantragen und die Folie mit den integrierten Solarpaneelen über die alte Folie legen." Werde der produzierte Strom auch noch selbst genutzt, seien die Kosten rasch hereingespielt. Derzeit suche man nach einem passenden Produktionsstandort dafür. Dries: "Das kann in Österreich sein, muss aber nicht."

Und was kosten die extradünnen Paneele für Private? Dries: "Die sind teurer als die herkömmlichen, schweren, rechnen sich aber über die Zeit. Pro Quadratmeter rund 100 Euro, installiert und mit allem Drum und Dran." (Günther Strobl, 16.5.2019)