Lou Lorenz-Dittlbacher und Martin Thür luden die österreichischen Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl zu "2 im Gespräch".

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Johannes Voggenhuber nahm ein Stück Kreide mit. Sie war für Harald Vilimsky gedacht, der FPÖ-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl hatte aber im Zweiergespräch am Mittwoch auf ORF 2 wenig Ambition auf "Simmering gegen Kapfenberg" (Michael Jungwirth, "Kleine Zeitung"), sondern wünschte seinem Gegenüber Sonne ins Herz. Die war aber schon tagsüber nicht zu sehen gewesen.

Wie schon beim ersten "2 im Gespräch"-Speeddating zur Europawahl stand auch diesmal die Rotation im Mittelpunkt, Wahlgefechte wurden der Vorgabe entsprechend wendig und wortreich ausgetragen. Man kam einander plangemäß nicht näher.

Unhöflichkeiten austauschen

ÖVP-Kandidat Othmar Karas tauschte mit dem Grünen Werner Kogler Unhöflichkeiten über den Klimawandel aus. Die hochgejazzte Partie des Abends, Vilimsky gegen Andreas Schieder, war auch kein Qualtinger-Match, obwohl am Anfang die Voraussetzungen gegeben schienen. Der SP-Spitzenkandidat warf Vilimsky vor, Europa zerstören zu wollen, Vilimsky schlug Schieder vor, Kaffee und Bier trinken zu gehen. Die Kreide hielt.

ÖVP-Kandidat Othmar Karas
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Augenkontakt wurde in schüchternen Dosen geknüpft, so auch bei Neos-Kandidatin Claudia Gamon gegen Werner Kogler, wo es zum Thema Freihandel und Unternehmensspenden erstmals zur Sache ging und Martin Thür ein Machtwort sprach: "Die Fragen stelle ich hier!" Gamon rollte ob Koglers Verve die Augen.

Routinierte Wahlkampfrhetorik

Karas gegen Schieder brachte routinierte Wahlkampfrhetorik, beherzt vorgetragenes Kleinparteiengeplänkel dominierte das Match Gamon gegen Voggenhuber. Der VP-Listenzweiten Karoline Edtstadler gelang es nicht, das Ruder herumzureißen. Vilimsky lächelte gütig, während er Edtstadler mit der Frage in die Enge trieb, wie lange sie ihren Sitz im EU-Parlament zu behalte gedenke. Eine Antwort bekam er nicht, für ihn dürfte es sich trotzdem ausgezahlt haben. Immerhin bekam Vilimsky dadurch eine Ahnung, wie es Armin Wolf gehen muss.

Harald Vilimsky und Karoline Edtstadler
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Viele Themen wurden umkreist: Klima, Arbeitsmarkt, Mindestgehälter, Brexit, Freihandel, EU-Diktat, Demokratie, Wirtschaftspolitik, Gerichtsbarkeit, Osterweiterung, neben Kreide wurden Taferln gereicht und ein "demokratiepolitisches Foul" begangen. Voggenhuber sah ein solches in der Analyse von "Krone"-Journalistin Doris Vettermann, die ihn, Voggenhuber, nicht im EU-Parlament sah. Die Pointe des Abends lieferte ausgerechnet Vilimsky mit einem mitgebrachten Karas-Pappbild, das er vor Edtstadler platzierte: "Ich hoffe, er fällt jetzt nicht um." Wenig später kippte Karas, also das Bild, und Vilimsky lächelte zufrieden. Die Kreide schmeckte.

Schnitzel und Pommes

Natürlich war von Schnitzeln und Pommes die Rede. Übersättigung, das eigentliche Thema hinter diesen multiplen TV-Konfrontationen, blieb ausgespart. Gewinner an diesem Abend waren nicht auszumachen. Heftig zustimmen mochte man Analyst Klaus Prömpers, Deutsche Welle: "Der Worte sind nun genug gewechselt, lasst uns endlich wählen." Wenn dem nur so wäre. (Doris Priesching, 16.5.2019)