Die Körperfett-Zusammensetzung spielt für Braunbären während der Winterruhe eine wichtige Rolle.

Foto: Jon M. Arnemo

Die Zusammensetzung des Winterspecks ist bei großen und kleinen Winterruhe haltenden Arten, etwa Braunbären und Murmeltieren, sehr ähnlich. Das berichtet ein internationales Forscherteam unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Fachjournal "Frontiers in Physiology". Die Wissenschafter haben erstmals Körperfett von frei lebenden Braunbären und dessen Einfluss auf den Winterschlaf untersucht.

Während ihrer Winterruhe senken Braunbären die Körpertemperatur nur in einem geringen Ausmaß, nämlich um zwei bis fünf Grad Celsius auf einen Wert von 30 bis 36 Grad Celsius. Man spricht bei ihnen genau genommen nicht von Winterschlaf, sondern von Winterruhe, aus der sie relativ leicht wieder aufwachen können. Kleinere Arten wie Murmeltiere fallen hingegen in einen echten Winterschlaf und fahren ihre Körpertemperatur auf bis zu fünf Grad Celsius herunter.

Beiden Arten gemeinsam ist allerdings die Zusammensetzung ihres Winterspecks. Denn generell lagern Tiere vor ihrer Ruheperiode bevorzugt mehrfach ungesättigte Fettsäuren in ihr Körperfett ein, was die Energieeinsparung während des Winterschlafes verbessert, berichten Sylvain Giroud und Kollegen.

Evolutionäres Erfolgsmodell

Während die Rolle der unterschiedlichen Fettsäuren bei kleinen Winterschlaf haltenden Säugetieren schon gut erforscht ist, untersuchte das Team um Giroud nun erstmals die saisonalen Veränderungen der Zusammensetzung des Körperfetts von Braunbären in ihrer natürlichen Umgebung. Sie beteiligten sich dazu am "Scandinavian Brown Bear Research Project", bei dem freilebende skandinavische Braunbären (Ursus arctos) im Winterschlaf eingefangen und wissenschaftlich untersucht werden.

"Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass trotz einiger Unterschiede im Vergleich zu anderen Winterschlaf haltenden Arten die Veränderung der Lipidzusammensetzung ein evolutionär tief verankertes Phänomen des Winterschlafs ist, das unabhängig von der Körpermasse und der Körpertemperatur der Tiere vorzuliegen scheint", erklärte Giroud. Weitere Studien seien nun notwendig, um die Fettzusammensetzung der Bären während der Winterruhe mit bestimmten Körperfunktionen in Verbindung zu setzen, etwa die Stabilisierung der Herzfrequenz, die Einschränkung des Stoffwechsels oder die Erhaltung der Muskelmasse trotz Inaktivität. (red, 20.5.2019)