Pjöngjang – Das abgeschottete Nordkorea leidet eigenen Angaben zufolge unter der schlimmsten Dürre seit mehr als 100 Jahren. Zwischen Jänner und Mitte Mai seien im Durchschnitt 56,3 Millimeter Regen oder Schnee und damit die niedrigste Niederschlagsmenge seit 1917 verzeichnet worden, berichtete die offizielle Zeitung "Rodong Sinmun" am Freitag unter Berufung auf Wetterexperten.

Es zeigten sich die ersten Anzeichen von Dürreschäden. "Die Dürre wirkt sich besonders stark auf die Kultivierung von Weizen, Gerste, Mais, Erdäpfeln und Bohnen aus." Welche Regionen besonders betroffen sind, wurde nicht genannt. Bis Ende Mai werde es voraussichtlich noch zweimal regnen, sagte der Experte der Zeitung. Das werde aber nicht ausreichen, um die Dürre zu überwinden.

Internationale Sanktionen

Zuletzt hatten UN-Organisationen vor einer neuen Hungersnot in dem Land gewarnt, das wegen seines Atomwaffenprogramms international strengen Sanktionen unterworfen ist. Anfang Mai berichtete das Welternährungsprogramm (WFP) auf Grundlage gemeinsamer Vor-Ort-Untersuchungen mit der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, dass mindestens zehn Millionen Menschen in Nordkorea Hunger drohe. Die jüngste Ernte sei nach Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen so schlecht ausgefallen wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Nordkorea ist nach mehreren Naturkatastrophen und aufgrund der eigenen Misswirtschaft seit vielen Jahren auf Nahrungshilfe von außen angewiesen. In den 90er-Jahren hatte eine Hungersnot nach Schätzungen hunderttausende Nordkoreaner das Leben gekostet. Auch im Juni 2016 war in nordkoreanischen Medien von der schlimmsten Dürre seit 100 Jahren die Rede. (APA, 17.5.2019)