Ein neuer Anblick: Zoran Barisic im Anzug.

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Hütteldorf – Zoran Barisic trägt Trainingsanzug, falls überhaupt, nur mehr in der kargen Freizeit. Okay, Krawatte muss nicht sein, aber Sakko ist ab sofort obligatorisch. Ein Geschäftsführer Sport des SK Rapid muss etwas hergeben. Freitagmittag im Allianz Stadion, eine fast kitschige Veranstaltung. "Willkommen zurück! Zoran Barisic" war auf den Flachbildschirmen im Medienraum zu lesen. Präsident Michael Krammer, der nicht unbedingt den Hang zur Drama-Queen hat, sagte live auf ORF Sport plus: "Es ist ein guter Tag für den SK Rapid. Der Aufbruch in eine neue Zukunft." Seine Tage sind übrigens gezählt, Krammer hört im November auf, die Nachfolge ist noch nicht geklärt.

Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, der nach fast drei Jahren zurückgekehrt ist. Im Juni 2016 als Cheftrainer beurlaubt, flammt der 48-jährige Barisisc nun als Sportchef für zumindest drei Jahre auf. Das rührt ihn selbst: "Ich habe Rapid verinnerlicht, Rapid ist ein Organ von mir." Wobei er außerirdische Erwartungen dämpfte: "Ich kann nicht Handauflegen und nicht zaubern. Ich bin aber nicht zum Zaubern, sondern zum Arbeiten da. Man muss sich keine Sorgen machen, die Aufgabe überfordert mich sicher nicht. Ich kann Verantwortung übernehmen, bin ein Teamplayer, kann delegieren. Ich freue mich, dass ich wieder hier sein darf."

Die Verpflichtung von Barisic war laut Krammer alternativlos, Berater Josef Hickersberger hat die Lösung als perfekt empfunden. "Er erfüllt alle Kriterien, diesmal war uns wichtig, dass der Neue einen Trainerschein hat." Dem Standard sagte Barisic: "Ich bin jetzt nicht mehr Trainer, kann aber wie ein Trainer denken."

Er ist nun Dietmar Kühbauer vorgesetzt. Die beiden sind befreundet, auf Wienerisch Haberer. Konfliktpotenzial sieht Barisic keines. "Privat ist privat, ich werde ihn unterstützen. Ich glaube nicht, dass Didi und ich von der Spielphilosophie so weit auseinanderliegen. Wir werden diskutieren, die besten Lösungen für Rapid finden." Barisic wird übrigens im Gegensatz zu Vorgänger Fredy Bickel die Partien nicht von der Bank aus verfolgen. "Das ist der Platz für den Trainer, ich mache mir von oben ein Bild."

Der Zeitpunkt, das Amt zu übernehmen, ist kein ungünstiger und schon gar kein hoffnungsloser. Es ist ja eher nicht davon auszugehen, dass Rapd ein weiteres Mal ein Dasein in der Qualifikationsgruppe fristet, obwohl der Teufel niemals schläft. Barisic: "Wir wollen unter die ersten Drei und in den Europacup."

Duales System

Was in den vergangenen drei Jahren schief gelaufen ist, werde er nicht in der Öffentlichkeit besprechen. "Es geht ausschließlich darum, was sein wird." Krammer war für den Fortbestand eines dualen Systems an der Spitze. Christoph Peschek ist Wirtschaftsvorstand, Barisic hat den Sport über. Bei der Austria ist Markus Kraetschmer quasi der Oberchef. "Bei Rapid wird es nie einen Einzigen geben." Barisic kennt den Fußball in all seinen Facetten, Rapid ist für ihn ein fast vollgeschriebenes Buch. Als Spieler war er Meister und Cupsieger, als Trainer jobbte er im Nachwuchs und bei den Erwachsenen (Vizemeister). Er war stets an Strukturen und Nachhaltigkeit interessiert. "Meine Mission war noch nicht beendet, deshalb bin ich retour."

Arbeitsbeginn ist der Montag, Bickel wird den Laden geordnet übergeben, "Er ist ein tadelloser Mensch." Zunächst muss Barisic gemeinsam mit Kühbauer einen schlagkräftigen und leistbaren Kader erstellen, danach geht es ums große Ganze. Einheitliche Spielphilosophie, Rapid soll die erste Adresse für Talente werden. Aus Österreich und dem benachbarten Ausland. Sportgeschäftsführer benötigen Netzwerke. Barisic hat welche. "Ich werde sie aber erweitern." Er sei überzeugt, "das neue Präsidium zu überzeugen. Weil ich von mir überzeugt bin."

Das Match am Samstag im Mattersburg lässt er noch aus. Möglicherweise schaut er es im Fernsehen an. Gemütlich, ohne Sakko. (Christian Hackl, 17.5.2019)