Unternehmer, Ex-Politiker, Buchautor Frank Stronach.

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Eine weitgehend unbeachtete, dennoch erschütternde Nachricht war der "Wiener Zeitung" vom Wochenende zu entnehmen. Team-Stronach-Akademie wird aufgelöst. Der Sinn der Akademie ist seit dem bundesweiten Aus nicht mehr gegeben. Was die – vom Blatt leider nicht beantwortete – Frage aufwirft: Wann war der Sinn dieser Akademie je gegeben? Er kann unmöglich sinnreicher gewesen sein als der restliche Stronach-Spuk, der hierzulande unter bereitwilliger medialer Förderung durch den Boulevard eine Zeitlang stattfand. Vor allem die "Kronen Zeitung" konnte sich vor Begeisterung gar nicht einkriegen, als sich das steirisch stammelnde, in Kanada aufgeblühte Unternehmergenie auf ihren Seiten herabließ, der Politik Ratschläge zu sinnvoller Staatenlenkung ganz im Sinne des alten Hans Dichand zu geben.

Aber trotz der 2017 verendeten Parlamentspartei gibt es deren Parteiakademie noch immer, und zwar deshalb, weil ihr trotz des Aus für die Mutterpartei ordentlich Geld übrig geblieben ist. Immerhin bekam die Akademie zwischen den Jahren 2014 und 2018 jedes Jahr etwa eine Million Euro an Steuergeld, die offenbar nicht in ein Übermaß an Bildungsarbeit floss, was sich daraus erschließen lässt, dass der Akademie Ende 2017 fast 876.000 Euro übrig blieben. Ende 2018 waren laut Tätigkeitsbericht noch knapp 348.000 Euro an Steuergeld in den Akademiekassen.

Keine Verschwendung

Verschwendet wurde nichts. Das meiste Geld der Akademie floss unter anderem in den Buchverlag "Frank & Frei" und ein gleichnamiges Magazin. In diesem Verlag präsentierte Frank Stronach im Juli 2018 das Buch "Die Fragen aller Fragen – Woher kommen wir, wohin gehen wir?", das der Frage nachgeht, wie das Wasser in 200 Jahren sein wird, das getrunken wird, wie die Luft, die geatmet wird, und wie man "eine lebenswertere Welt erschafft". Die Wissenschaft spricht seither nur noch über die Fragen aller Fragen.

Es fanden auch Veranstaltungen mit einem führenden Ideengeber der heimischen Identitären, Martin Lichtmesz, statt, der Chefredakteur des "Frank & Frei"-Magazins, Werner Reichel, trat als Experte zum Thema "Fake News des Mainstreams" in einem Videobeitrag des am rechten Flügel befindlichen "Wochenblick" auf. Dieser gilt dem Dokumentationsarchiv des Widerstands als "rechtskonservativ bis rechtsextrem". Laut der noch geschäftsführenden Leiterin der Akademie, Ulla Weigerstorfer, wollte man mit dem eigenen Magazin "Politik und Wirtschaft ungemainstreamed durchleuchten", was im Sinne des Erfinders zweifellos gelungen ist. Das Magazin der Akademie wird aber regelmäßig im ebenso einschlägigen "alles roger?"-Magazin mit Inseraten beworben, zuletzt in der Ausgabe vom Mai 2019. Es ist schön zu sehen, wie anderthalb Jahre nach dem Verenden der Partei der Geist Frank Stronachs aus Steuermitteln hochgehalten wird, obwohl dieser Sinn der Akademie seit dem bundesweiten Aus nicht mehr gegeben ist.

Jeder Muttertag ein Großkampftag

Für die "Kronen Zeitung" ist jeder Muttertag ein Großkampftag, klar. Dieses Jahr wurde derart übertrieben, dass sich Professor Dr. Gerti Senger auf ihrer Seite Lust und Liebe veranlasst sah, leicht dämpfend einzuschreiten. Mutterliebe – das süße Gift, hieß es da, und: Es ist fast ein Frevel, den Mythos der allumfassenden Mutterliebe infrage zu stellen. Aber Mutterliebe kann auch giftig sein. Das hinderte die Mythomanen der Redaktion nicht, das süße Gift der Mutterliebe weiträumig zu verstreuen. Schon auf dem Cover der bunten Abteilung die Drohung: Prominente erzählen vom starken Band der Mutterliebe. Im Bild der Woche gab es Mutterliebe im britischen Königshaus, gefolgt vom ungefähr fünften Aufguss aus dem Hause H. C.: "Ich hatte Tränen in den Augen." Erster Muttertag bei Jungfamilie Strache.

Aufgeweckt brabbelt der Junior beim "Krone"-Besuch mit. Der ganze Papa! Denn der hat außer einer für den Boulevard traurigen Mitteilung nur Wiedergekautes auf Lager. "Ich habe den Wunsch, dass Hendrik die Hochzeit schon miterleben und uns vielleicht sogar die Ringe bringen kann." Da wird ja eher die Historikerkommission seiner Partei mit der Arbeit fertig. Sebastian Kurz hat Hendrik noch nicht kennengelernt, das hat sich noch nicht ergeben! Leider haben sich die privaten Treffen mit unseren Freunden generell reduziert. Speziell hat das vielleicht einen identitären Grund. Gabaliers Mama Huberta tut die öffentliche Kritik an ihrem Buben weh. Er ist überhaupt nicht so. Ein typischer Fall vom süßen Gift der Mutterliebe. (Günter Traxler, 19.5.2019)