"Verbrecherisch in ihren Auswirkungen waren beide, Nationalsozialismus wie Sozialismus", sagt Odin Wiesinger.

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Linz – Der heftig umstrittene Maler und Bildhauer Odin Wiesinger versteht die Aufregung rund um seine Nominierung für den oberösterreichischen Landeskulturbeirat nicht, verzichtet aber dennoch auf seine Nominierung im Kulturbeirat. Das berichtete die FPÖ Oberösterreich am Samstagnachmittag. "Dieser Beirat ist im Grunde vollkommen zahnlos, weil sich niemand an die Empfehlungen halten muss", sagt Wiesinger im aktuellen "profil". Erst durch seine Nominierung "wurde dieses Gremium der Allgemeinheit bekannt".

Die im Bericht getätigten Aussagen bezeichneten die oberösterreichischen Freiheitlichen als "unglückliche oder missverständliche Äußerungen". Für die FPÖ Oberösterreich sei es eine Selbstverständlichkeit, nach intensiven Gesprächen mit Wiesinger entsprechend zu reagieren, so das Pressereferat in einer Aussendung. Der Rückzug Wiesingers erfolge auch auf eigenen Wunsch des Malers, "um weiteren Schaden für seine Familie zu vermeiden", wie es wörtlich hieß. Es sei daher dringend an der Zeit, dass wieder eine Versachlichung eintritt.

Stelzer: "untragbar"

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer, ÖVP, sagte zuvor, Wiesinger sei für ihn als Landeskulturbeirat "untragbar", nachdem Sabine Schatz, SPÖ-Sprecherin für Gedenkkultur, ihn zum Handeln aufforderte.

Landesrat Rudi Anschober (Grüne) wird bei der Sitzung der oberösterreichischen Landesregierung am Montag einen Antrag auf Abberufung Wiesingers aus dem Landeskulturbeirat einbringen, kündigte er am Samstag an. "Nach dem unsäglichen Interview Wiesingers im neuen "profil" und der aktuellen Aussendung von LH Stelzer muss es dafür eine breite Mehrheit geben", so Anschober.

Im Gespräch geht er auch auf seine Mitarbeit bei der im Vorjahr eingestellten FPÖ-Postille "Aula" ein, in der KZ-Häftlinge als "Landplage" bezeichnet wurden: "Nur feine Menschen, angenehme Zeitgenossen waren da sicher nicht darunter." Bereits der damalige Landeshauptmannstellvertreter hätte "diese Herrschaften" in den 1960er-Jahren in seinen Memoiren so bezeichnet.

"Ohne ideologische Scheuklappen"

Zum Vorwurf der "Nähe zu NS-Ideologien" entgegnet der erklärte Lieblingsmaler von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), dass ihm "Sozialismus in seiner Gesamtheit – der nationale wie internationale – nicht behagt. Ich sehe beides als Völkergefängnis an". Er lehne den Sozialismus jeder Ausprägung ab: "Verbrecherisch in ihren Auswirkungen waren beide, Nationalsozialismus wie Sozialismus. Das muss man ohne ideologische Scheuklappen sagen dürfen."

Zur Frage nach der "Auschwitzlüge" sagt der Maler: "Das ist bis heute nicht mein Ressort. Außerdem gibt es auch immer wieder neue Erkenntnisse darüber." Zu seinen Kritikern sagt Wiesinger: "Ich kann viel einstecken, es möge mir daher erlaubt sein, manchmal auch auszuteilen. Ich bin nicht nachtragend, dennoch denke ich: ,Euch merke ich mir, und irgendwann seid ihr dran.‘" (red, 18.5.2019)

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