Die FPÖ-Saga nimmt immer bizarrere Züge an. Wie die "Süddeutsche Zeitung" und der "Spiegel" am Sonntagabend berichteten, kam es nach der – geheim aufgezeichneten – Zusammenkunft von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Johannes Gudenus auf Ibiza zu weiteren Kontakten zwischen Gudenus und einem Vertrauten der vermeintlichen russischen Investorin.

Ex-Vizekanzler Strache stellte bei seiner Rücktrittspressekonferenz am Samstag das Treffen von ihm und Gudenus mit der vermeintlichen Russin als "b'soffene Geschichte" dar. Es kam aber offenbar zu weiteren, nüchternen Zusammenkünften.

"Geste des guten Willens" gefordert

Bei einem dieser Treffen im August 2017 forderte der Vertrauensmann der angeblichen russischen Oligarchennichte eine "Geste des guten Willens" von der FPÖ. Er schlug vor, dass die Partei am 4. September 2017 eine Pressemitteilung via Originaltextservice (OTS) der Austria Presse-Agentur verschickt. Darin solle der Industrielle und Strabag-Miteigentümer Hans Peter Haselsteiner angegriffen werden. Nicht nur, dass dem "Spiegel" und der "Süddeutschen Zeitung" Tonaufnahmen von diesem Treffen vorliegen, die geforderte OTS wurde auch tatsächlich am geforderten Tag um 14.14 Uhr ausgesendet (siehe Bild).

Darin fordert die FPÖ, dass "der politisch höchst aktive Milliardär Hans Peter Haselsteiner seine offenbar scheckheftgepflegten Polit-Netzwerke offenlegen" soll. Auf Anfrage habe sich Gudenus dazu vorerst nicht geäußert.

"wer/zah/lts/chaf/ft/an"

Detail am Rande: Toni Mahdalik, Aussender des Textes und damals Leiter der FPÖ-Pressestelle Wien, schließt seine Aussendungen gern mit interessanten Kürzelkombinationen ab. Die OTS vom 4. September endet wie folgt: "wer/zah/lts/chaf/ft/an". Ohne Schrägstriche lässt sich aus dieser Kürzelfolge der Satz "Wer zahlt schafft an" bilden. Die Autorenkürzelzeile in der Aussendung bezieht sich laut Mahdalik jedoch nicht auf russische Oligarchen, sondern auf Haselsteiner.

Mahdalik betonte am Sonntag darüber hinaus, dass die Aussendung keineswegs eine Auftragsarbeit für Gudenus oder jemand anderen gewesen sei, es habe ihn niemand dazu aufgefordert.

Dieser Darstellung widersprach am Sonntagabend Parteifreund Walter Rosenkranz in der Sendung "Im Zentrum". Mahdalik habe den Auftrag für die Aussendung von Gudenus bekommen, erklärte der FPÖ-Politiker. (stb, APA, 19.5.2019)