Die gesundheitlichen Auswirkungen von Kaffeegenuss wurden schon in unzähligen Studien untersucht. Noch immer sind viele Fragen offen.

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Viele Kaffeetrinker kennen den Effekt: Die erste Tasse des Tages regt nicht nur die Lebensgeister an, sondern auch die Verdauung. Dadurch ist der Gang auf die Toilette mitunter ein so fixer Bestandteil des Morgenrituals wie das Koffein im Heißgetränk. Lange wurde die verdauungsfördernde Wirkung auch genau diesem stimulierenden Stoff im Kaffee zugeschrieben. Einer aktuellen Studie zufolge ist das Bild aber komplexer.

Ein Forscherteam um Xuan-Zheng Shi von der University of Texas Medical Branch in Galveston untersuchte den Effekt an Ratten und im Labor. Dabei zeigte sich: Kaffee verstärkte bei den Nagern die muskuläre Darmaktivität und veränderte die bakterielle Zusammensetzung im Verdauungstrakt. Wie die Wissenschafter bei einer Fachtagung in San Diego berichteten, spielte dabei der Koffeingehalt allerdings keine Rolle.

"Wenn Ratten drei Tage lang Kaffee verabreicht wurde, verstärkte sich die Fähigkeit der Muskeln im Dünndarm, sich zusammenzuziehen", sagte Shi. "Interessanterweise hatte dabei koffeinfreier Kaffee ähnliche Auswirkungen wie normaler Kaffee." Auch im Dickdarm konnte einige Zeit nach der Kaffeeaufnahme eine erhöhte Kontraktionsfähigkeit nachgewiesen werden.

Hemmendes Heißgetränk

Im Labor untersuchten Shi und Kollegen die Auswirkungen von Kaffee auf das Darm-Mikrobiom, also die Mikroorganismen im Verdauungstrakt und in den Fäkalien der Tiere. Dabei stellte sich heraus, dass Kaffeekonsum die Zahl der Bakterien senkte: Hatten die Ratten drei Tage lang Kaffee erhalten, wies ihr Kot weniger Mikroorganismen auf als zuvor. Auch hier zeigte sich kein Unterschied zwischen koffeinfreiem und normalem Kaffee.

In einem weiteren Versuch versetzten die Forscher Fäkalien im Labor direkt mit Kaffee. Dabei konnten sie beobachten, dass bereits eine Kaffeelösung von 1,5 Prozent (ob entkoffeiniert oder nicht) das Wachstum von Bakterien im Kot hemmte. Welche Bakterienarten davon eher betroffen sind und ob sich dieser Effekt eher positiv oder negativ auf die Darmgesundheit auswirken könnte, sei aber noch unklar. (dare, 20.5.2019)